Silberkonfirmation 20. Juni 2004 |
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Rückblick auf 1978 und 1979 F Wir feiern Silberkonfirmation. Dabei blicken wir zurück auf ein Ereignis vor 25 oder 26 Jahren. A Wahnsinnig, wie die Zeit vergangen ist. Ich
kann mir kaum vorstellen, dass das schon so lange her ist. Manches kommt
mir so vor, als wäre es gestern geschehen. A Ja, um die vierzehn rum passiert eine ganze Menge. Die Entwicklung, die da in einem vor sich geht, nimmt einen voll und ganz in Beschlag. Man ist hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt und mit Musik. Was da in dieser Zeit sonst noch passiert, interessiert höchstens am Rande. F Kannst du dich erinnern, welche Musik damals "in" war? A Abba brachte 1979 "Chiquita" heraus. Die Scorpions hatten viele Fans. Viele junge Leute hörten härtere Sachen. Der Punk war groß in Mode. Die Punk-Bands traten betont aggressiv auf, so war auch ihre Musik. Ich selbst habe gern Soft-Rock gehört. F Ich will noch ein paar andere herausragende
Ereignisse dieser Zeit nennen. Da zur Zeit die Europameisterschaft läuft,
beginne A Gab´s auch sonst noch was Wichtiges? Fußball ist nicht je-dermanns und schon gar nicht jeder Fraus Sache. F Ja, 1978 war das Jahr, in dem es drei Päpste
gab. Papst Paul VI. starb am 6. August. Drei Wochen später wurde
Albino Luciani zu seinem Nachfolger gewählt. Er nannte sich nach
seinen beiden Vorgängern Johannes Paul I. A Wer regierte eigentlich in Deutschland zu der Zeit? F Ende der siebziger Jahre regierte noch eine SPD/FDP Koalition unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Schmidt. 1982 kam Kohl an die Macht durch den Partnerwechsel von Hanns-Dietrich Genscher und seiner Partei. In Nordrhein-Westfalen übernahm nach dem Rücktritt von Heinz Kühn Johannes Rau am 20. September 1978 das Amt des Ministerpräsidenten. Er erreichte bei der Wahl zwei Jahre später mit 48,4% der Stimmen zum ersten Mal die absolute Mehrheit. A Und was geschah in der großen weiten Welt? F Ein anderes Ereignis, dessen Folgen bis heute
reichen, war der Gipfel von Camp David. Auf Einladung des amerikanischen
Präsidenten Jimmy Carter trafen der israelische Ministerpräsident
Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat zu Verhandlungen
in Camp David zusammen. In schwierigen Verhandlungen einigten sich die
drei auf eine Nahost-Friedenslösung. Der Friedensvertrag kam schließlich
im März 1979 zustande. Doch er war nicht viel wert. Sadat wurde zwei
Jahre später ermordet, wie auch der israelische Präsident Rabin,
der noch einmal einen Vorstoß zum Frieden wagte. A Das normale Leben der Vierzehnjährigen unterschied sich sehr von dem der Jugendlichen heute. Es gab noch kein Privatfernsehen. Es gab noch keinen Computer in fast jeder Wohnung. Es gab noch keine Handys in jeder Hosentasche. F Dafür gab es noch die DDR, die Deutsche Demokratische Republik. Es gab die Mauer quer durch Deutschland und durch Berlin. Es gab Jugoslawien als Vielvölkerstaat. Es gab die Sowjetunion. Es gab den Rüstungswettlauf zwischen West und Ost. Der Westen rüstete auf mit Mittelstreckenraketen, die hier in Deutschland gelagert wurden. Es begann die große Zeit der Friedensbewegung. A Es gab die D-Mark. Eine Eiskugel kostete zwanzig Pfennig und eine Langspielplatteplatte 19,80 Mark. Zur Konfirmation konnten einzelne immerhin schon dreitausend Mark einnehmen. Im Allgemeinen war der Ertrag aber erheblich niedriger. Die Gemeinde hatte zu der Zeit um die 6000 Mitglieder. Sie war aufgeteilt in zwei Bezirke. Im 1. Bezirk, in Altwanheim, war Helmut Blank Pfarrer. Im 2. Bezirk, Angerhausen, löste Okko Herlyn im Oktober 1977 Wilfried Schlee ab. Ich gehöre zu dem Jahrgang, der mit Wilfried Schlee angefangen hat und von Okko Herlyn konfirmiert wurde. F Damals, am Ende der siebziger Jahre ereignete sich an vielen Orten ein Umbruch in der Gestaltung des Unterrichts. Die so ge-nannten 68er, Angehörige rebellischer Jahrgänge, kamen in den Beruf. Der Frontalunterricht mit Auswendiglernen war out. Man lernte als junger Vikar in den Pädagogisch-Theologischen Instituten, kreativ auf die Jugendlichen einzugehen. A Im Knevelshof haben Konfirmanden eine kreative
Einheit dazu genutzt, ihren Pfarrer auszusperren. Der hatte eine Müllsam-melaktion
gestartet. Die Konfirmanden waren längst alle mit ihrem gesammelten
Müll zurück in dem alten Gemeindehaus. Als der Pfarrer kam,
fand er die Tür verschlossen vor. Ansonsten ist nicht viel hängen
geblieben von dem, was im Konfirmandenunterricht geschah. Selbst von der
Konfirmation wissen die meisten kaum mehr etwas. Obwohl es doch für
viele ein sehr wichtiger Tag war. F Die meisten haben den Kontakt zur Gemeinde verloren. Das spiegelt sich heute wieder. Kirche ist einfach im Bewusstsein der Vierzigjährigen weit weg. A Darum finde ich wichtig, durch solch ein Fest erinnert zu werden: Ich bin konfirmiert und gehöre zur Gemeinde. Noch etwas ist natürlich wichtig an so einem Tag: Man möchte sehen, was aus den anderen geworden ist. Viele hat man ja seit der Konfirmation nicht mehr gesehen. Und es ist schön, den Pastor von damals wieder zu sehen. Ich freue mich auf das, was dieser Tag noch bringt. |
Nachbetrachtung zur Silberkonfirmation 2004 Die seit Jahren trotz intensiver Werbung ständig
geringer werdende Teilnahme an der Silberkonfirmation kann als ein Zeichen
verstanden werden: Menschen, die sich zur Kirche halten, sind eine Minderheit
in unserem Land. Das hat eine, die gekommen ist, auch deutlich so gesagt:
"Im Betrieb lachen die mich aus, wenn ich sage, dass ich hin und
wieder zur Kirche gehe. Oder sie schütteln verständnislos mit
dem Kopf. Die meisten in meinem Alter sind längst ausgetreten." |