Predigt zu Johannes 14,6 |
18. Juni 2006 |
Silberkonfirmation Der Weg, die Wahrheit und das Leben |
Die Konfirmation sie ist immer noch eine wichtige Station
auf der Lebensreise. Am vergangenen Montag war die Anmeldung zum neuen
Unterrichtsjahrgang, der nach den Sommerferien beginnt. Vierzig Jungen
und Mädchen wollen den Konfirmandenunterricht mitmachen. Das sind
bis auf wenige Ausnahmen fast alle evangelischen Kinder in dem entsprechenden
Alter. Der Wunsch, so etwas wie den Segen für die Lebensreise zu
bekommen, ist nach wie vor groß. "Nehmen wir an: ein Acker ist trocken. Es liegt
Saat in ihm, aber es ist trocken. So wächst nichts. Nun setzt Regen
ein. Die Saat geht auf und wächst. Der Regen segnet. Er hilft, dass
etwas aufgeht, dass etwas wächst, dass etwas gedeiht. Wenn Gott seinen
Segen über uns ausspricht, dann wächst etwas in uns, es gedeiht
etwas, es reift Frucht. Ihr, die Männer und Frauen, die Pastor Blank am
Jesus selbst ist eines gewaltsamen und viel zu frühen
Todes gestorben. Er sah sein Ende auf sich zukommen und versuchte, seine
Jünger darauf vorzubereiten. Sie sollten nicht verzweifelten, wenn
es so weit sein würde. Fast alle aus der Gruppe haben an der Beerdigung teilgenommen
fünf Tage nach der Konfirmation. Das Geschehen hat sich tief in die
Erinnerungen eingegraben. Wie ein schwerer Stein liegt es manchen noch
heute auf dem Herzen. Hier auf dem Parament, dem Schmucktuch, das in dieser
Woche an der Kanzel hängt, sind einige Steine in den Stoff eingewebt.
So ergeht es uns mit manchem Stein, den wir in unserem Leben zu tragen
haben. Wir werden das Schwere nicht einfach los. Vielmehr lernen wir mit
der Zeit, damit zu leben. Eine Wunde vernarbt. Ein trauriges Schicksal,
wie der Tod der Mitkonfirmandin, wird zum Teil des eigenen Lebens. Manchmal
stellt sich Dankbarkeit ein, wenn wir so einen Stein in unser eigenes
Inneres eingewebt haben. Gerade die steinigen Wege helfen uns auch zu
reifen, das Wichtige im Leben besser vom Unwichtigen zu unterscheiden.
Und gerade auf den steinigen Wegen erfahren wir, dass wir nicht allein
sind, sondern dass eine Kraft uns hält und trägt, die von außen
kommt, die Gott uns schenkt. Auf dem Tuch laufen einige Fäden an den Steinen
vorbei. Zuerst habe ich gedacht, diese Fäden sollen einen Weg andeuten,
vielleicht unseren Lebensweg. Aber kein Weg läuft schnurgeradeaus.
"Die gerade Linie", so habe ich in einer BildBetrachtung gelesen,
"ist gottlos. Die gerade Linie ist die einzige unschöpferische
Linie. Die einzige Linie, die dem Menschen als Ebenbild Gottes nicht entspricht."
(PS II/1 1998, s. 93) Diese Botschaft hat auch Jesus seinen Jüngern da
gelassen, als er sie auf den Abschied vorbereitete. Er hat ihnen gesagt:
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben". Dass es eine Verbindung nach oben gibt, das haben einige
von euch Silberkonfirmanden als wichtige Botschaft aus der Unterrichtszeit
und der Konfirmation mitgenommen. Bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes
hat eine gesagt: "Ohne diese Verbindung wäre ich wohl manches
Mal im Leben abgesoffen." Lasten müssen gleichmäßig verteilt sein,
sonst kippt das Ganze. Auch dafür steht dieses Tuch, und dafür
steht Gemeinde ein. Das Presbyterium hat sich in diesem Frühjahr
lange beschäftigt mit der ungerechten Verteilung der Lasten in unserer
Gesellschaft. Aus unserer Sicht veranstaltet die Politik mit ihrer Gesetzgebung
seit Jahren eine Umverteilung der Lasten von oben nach unten und eine
entsprechende Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten
nach oben. Jeden Tag kann man in der Zeitung lesen, dass in Folge der
Steuer und Hartzgesetze immer mehr Menschen in unserem reichen Land verarmen.
Und Armut, das wissen viele der Älteren hier, die den Krieg und die
Nachkriegszeit erlebt haben, ist ein harter Brocken, der tut richtig weh.
Noch ein letztes: Man könnte den roten Faden auch als Ader deuten, eine Ader, durch die göttliches Leben und Segen fließt. Segen soll euch heute noch einmal ausdrücklich zugesprochen werden. Für die nächsten 25 Jahre bis zur Goldenen Konfirmation sollt ihr wissen, dass Gott euch seine Kraft, seinen Trost und Halt, seinen Segen schenkt. Den Gott, der uns hilft zu leben, den besingen wir jetzt mit unserem nächsten Lied
Wir feiern das Mahl der Verbundenheit miteinander und mit Gott. Jesus selbst lädt dazu ein. Er ist der unsichtbare Gastgeber, wir sind Gäste an seinem Tisch. So segnet er uns: wir dürfen seine Nähe sehen und schmecken, uns davon trösten und stärken lassen. Auf dem Tisch stehen Brot und Saft der Trauben. Herr, uns Gott, wir loben dich. Wie aus den Körnern das Brot, Chor: Let Us Break Bread Together Vaterunser Alle sind eingeladen; denn Jesus schließt niemanden
von seinem Tisch aus. Zuerst bilden die Silberkonfirmandinnen und Konfirmanden
einen Kreis um den Abendmahlstisch und dann alle anderen, die kommen möchten.
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Rückblick auf die Konfirmandenzeit |
1 Im Mai und Juni 1980 und 81 sind wir konfirmiert worden hier in der Kirche und drüben im Gemeindehaus. 2 Zwei Jahre Unterricht lagen hinter uns. Es war für uns, jedenfalls für viele von uns, eine gute und wichtige Zeit. Wir sind gern zum Unterricht gegangen, es war kein Muss für uns. Und es ging uns auch nicht ums Geld. 3 Natürlich haben wir uns auch über die Geschenke gefreut. Aber es stimmt: In erster Linie sind wir gegangen, weil wir etwas vom Glauben erfahren wollten. Wir wollten diskutieren, kritisieren und vor allem Fragen stellen. Ja, wir wollten etwas "in Frage stellen". 1 Ja, wenn ich da an unseren Lehrer in der Schule denke: Er hinterließ mehr Fragen als Antworten und war der Meinung, dass er allein etwas von Gott versteht. Wir sind zu Herrn Blank gegangen. Er hat unsere Fragen ernst genommen und wir haben gemeinsam nach Antworten gesucht. 2 Ja, er war immer nahe bei uns. Eine freundliche Grundstimmung prägte die Atmosphäre in der Unterrichtsgruppe, wir haben uns wohl gefühlt. Und wir haben viel gefragt. 3 Durch unsere Fragen und die Antworten von Herrn Blank
und Okko haben wir etwas über den Glauben und über uns gelernt.
Mir hat es in meinem weiteren Leben geholfen zu wissen, da ist jemand
den wir Gott nennen. Ohne diese Hoffnung wäre ich des öfteren
in Sackgassen gelandet. 3 Ja, so wie wir waren, durften wir sein! Die Zeit der achtziger war mit einer brisanten politischen Lage versehen und wir haben die gesellschaftlichen Probleme immer mit in den Unterricht genommen. Das Leben wurde mit dem Glauben verknüpft. Herr Blank und Okko waren politisch immer aktiv und haben uns an den Diskussionen teilhaben lassen. Jeder auf seine Art. 1 In der Gesellschaft gab es heftigen Protest gegen den NatoDoppelbeschluss. 2 Das musst du erklären. Die Jugendlichen heute wissen nicht mehr, was damit gemeint ist. 1 Der Doppelbeschluss bedeutete die Aufstellung von Atomraketen hier in Westdeutschland. Hunderttausende sind dagegen auf die Straße gegangen. Einige von uns waren in Bonn mit dabei. 3 Und dann nach der Konfirmation auf dem Kirchentag in Hannover 1983. Da gab es die lila Tücher, mit denen gezeigt wurde: "Es ist Zeit für ein Nein ohne jedes Ja zum NatoDoppelbeschluss. Viele aus unserer Gemeinde waren dabei. 1 Mit Okko und Pastor Blank waren wir auf der Brücke der Solidarität, als drüben in Rheinhausen die Leute um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpften. 2 So haben wir gelernt, dass ein gewisser Einsatz zum Christsein dazu gehört. Glauben heißt eben auch, sich für Frieden und Gerechtigkeit zu engagieren. 3 Um den Frieden ging es auch bei unserer Konfirmation. "Selig sind, die Frieden stiften", dieses Wort Jesu war das Thema des Konfirmationsgottesdienstes 1980. Gemeinsam haben wir das Friedensgebet des Franz von Assissi gebetet. 1 Und wir bekamen eine Taube geschenkt. Die ist ja auch ein Symbol für den Frieden. 2 Wir haben neben der Beteiligung an Protestaktionen auch einiges unternommen. Eine Radtour haben wir gemacht und gemeinsam Volleyball gespielt. 3 Hin und wieder gab es eine Liturgische Nacht. Ich erinnere mich an die schöne Atmosphäre, die Gemeinschaft und die schönen Lieder. 1 Einige von uns haben bei einer Theatergruppe mit Okko und Dani mitgemacht. Wir haben im alten Gemeindehaus ein Stück zum Thema Drogen aufgeführt. Da war auch Wolfgang Marx mit dabei. 2 Nach der Konfirmation bin ich in ein Loch gefallen. Es gab in der Gemeinde keinen Raum mehr für unsere Fragen. Einige von uns hätten wohl gern noch irgendwie weiter gemacht. Aber dann war auf einmal Schluss. 3 Ja, das stimmt! Aber wir sind ja nie wirklich von der Gemeinde weg gewesen. Zumindest hin und wieder machen wir etwas mit. Wir wurden jedenfalls nicht aus der Kirch hinauskonfirmiert. Sondern die Konfirmandenzeit hat uns Mut gemacht uns weiterzuentwickeln. Wir sind aber auch kritischer geworden und suchen sehr genau aus an welchen Gottesdiensten und Veranstaltungen wir teilnehmen. 1 Auch meinem Konfirmationsspruch bin ich treu geblieben
er hat mich immer begleitet. "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe
bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." 3 Da ist sie wieder, die berühmte "WarumFrage". Warum lässt Gott das zu? Wie oft haben wir darüber gesprochen, aber wirklich verstehen kann ich das bis heute nicht. Zu groß ist die Wut, der Schmerz und die Trauer um zu begreifen, das Gott andere Wege geht als wir Menschen es uns Wünschen. 1 In meinem Tagebuch habe ich damals den Satz aus dem Römerbrief von dem Apostel Paulus notiert: "Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." 2 Da ist sie wieder, die Liebe Gottes. Wir mussten uns irgendwie daran festhalten. Und Jesus selbst hat ja erfahren, dass diese Liebe einen nicht immer bewahrt vor Schmerzen und selbst vor dem Schrecklichsten, das passieren kann. Trotzdem hat Gott zu seinem Sohn gestanden. Wir hoffen, dass er auch zu Sabine steht und sie in das ewige Leben aufgenommen hat. 3 Wir dürfen froh sein, dass wir leben und diesen Tag feiern können. Wir freuen uns auf das Zusammensein mit unseren ehemaligen Mitkonfirmandinnen und Konfirmanden und auf den Gottesdienst in dieser schönen alten Kirche, die viele von uns als ein Stück "Nachhausekommen" ansehen. |