Predigt zu Lukas 2,14 |
anlässlich des goldenen Ordinations-Jubiläums von Pfarrer Helmut Blank |
26. Dezember 2008 |
"Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphieret!" Das ist dein Lied, lieber Helmut. Jeden Gottesdienst am Heiligen Abend hast du mit diesem Lied begonnen. Weihnachten ist ein Fest, an dem wir Christen uns aus ganzem Herzen freuen dürfen, an dem wir fröhlich triumphieren können. Denn uns zum Heil ist ein Kindlein geboren. Und dieses Kindlein ist der von Gott gesandte Retter und Heiland der Welt. In deiner Predigt, die vor zwanzig Jahren im Gemeindegruß erschienen ist, hast du die Namen dieses Kindes betrachtet: "´Wunder-Rat`soll es heißen. Es weiß also zu raten, wo andere ratlos, am Ende sind. Es bringt uns Gottes Rat in unsere Welt. Und der ist wunderbar, der lässt uns staunen, so sehr, dass er für viele Menschen unannehmbar ist, weil da Dinge gesagt werden, die in unserer Gesellschaft unmöglich scheinen. Macht Schluss, wird zum Beispiel das Kind sagen, wenn es erwachsen ist, macht Schluss mit den Prestige- und Machtkämpfen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Parteien und Blöcken. Der Größte unter euch sei euer Diener. Liebet einander. Achtet die Gaben, die Fähigkeiten des anderen. Lasst ihm seine würde als Mensch, die ihm Gott gegeben hat. Gebt dem Hass keinen Raum in euren Herzen. Nur so könnt ihr leben, überleben. Nur so lebt ihr, wie Gott es will." Leben, wie Gott es will - um uns dies zu zeigen und vorzuleben, dazu ist Gott Mensch geworden, dazu hat er seinen Sohn auf die Erde zu uns Menschen gesandt. Er zeigt uns damit, wie wichtig wir Menschen ihm sind, wie viel ihm an uns liegt, wie viel ihm auch daran liegt, dass wir mit unserem Leben und unseren Mitmenschen zurecht kommen.. Gott überlässt die Welt nicht sich selbst. Er überlässt uns Menschen nicht uns selbst. Er nimmt teil am Weltgeschehen, er nimmt teil an unserem menschlichen Leben. Das ist wirklich ein Grund zur Freude. Deshalb dürfen wir mit den
Engeln jubeln: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens." Gott die Ehre geben, das ist der Sinn von allem, was geschaffen ist.
"Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, Gottesdienst und Predigt lagen dir, lieber Helmut immer besonders am
Herzen. Du hast gern gepredigt, und das hat die Gemeinde gespürt,
sie hat dich gern gehört. Du hast es, wie du erzählt hast, am Anfang nicht leicht gehabt.
Als junger Pastor kamst du in eine Gemeinde, in der alte Herren mit zum
Teil ziemlich fest gefügten Ansichten das Sagen hatten. Bei deiner
ersten Teilnahme am Pfarrkonvent, dem monatlichen Treffen der Pfarrerschaft,
sprach dich ein älterer Kollege an: "Na, junger Bruder, wo sind
Sie denn unter gekommen?" "In Wanheim", war deine Antwort.
Darauf folgte ein langer bedauernder Blick, ehe es dem Alteingesessenen
entfuhr: "Sie Armer." Früh habt ihr hier in Wanheim auch Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus
gezogen und euch um Aussöhnung mit den Juden bemüht. Jacques
Marx, seit 1973 Vorsitzender, hat dich als Superintendent in die Gemeinde
eingeladen. Du warst tief beschämt und beglückt zugleich über
diese Einladung. Denn dass ein deutscher Christenmensch in eine jüdische
Gemeinde eingeladen wird, war alles ander als selbstverständlich.
Eine späte Frucht deines Wirkens und des Wirkens vieler war dann
im Jahr 1996 die Aufnahme dieser zwei Sätze in die Grundartikel unserer
Kirche: Was mit Israel hoffen heißt, habe ich vor allem durch den jüdischen Theologen Pinchas Lapide gelernt. Er schreibt: "Christen und Juden sollten aufhören, die Erlösung als ein Ereignis zu verstehen, das die Welt schlagartig verändern wird." Jesus von Nazareth hat mit seinem Wirken deutlich gemacht, dass Erlösung eher eine Entwicklung. Damit Erlösung sich ereignen kann, muss der Mensch sich unter Gottes Führung seiner Mitverantwortung dafür bewusst werden. Dies ist die Vorbedingung: Die Bereitschaft aller gläubigen Menschen, vor einer gottentfremdeten Welt gemeinsames Zeugnis abzulegen von der tatkräftigen Hoffnung auf die messianische Endzeit. Für sie lohnt es sich zu beten, mitzuarbeiten und durchzuhalten, bis das Reich des Friedens endlich alle umfasst." Tatkräftig hoffen - unser Mittel dazu ist vor allem das Wort. Das hat der Präses unserer Landeskirche in einem Interview, das kurz vor Weihnachten in der Zeitung erschienen ist, noch einmal betont: "Wir versehen ein Wächteramt. Es ist Aufgabe der Kirche, den Staat an Gottes Reich und Gerechtigkeit zu erinnern." Auf die Frage, was denn die Kirche angesichts der wachsenden Ungerechtigkeit noch tun könne, antwortet Nikolaus Schneider: "Wir können nur fragen: Unter welchen Umständen kommt der Gewinn zustande und wie wird er verwendet? Dabei ist es in der Tat frustrierend, wenn die Kirche fünfzehn Jahre lang beklagt hat, dass die Schere zwischen Atmen und Reichen immer weiter auseinander geht - und es geht immer weiter. Es gibt wohl Zeiten, da kann man nicht mehr tun, als die Wahrheit zu sagen. Aber das muss man dann auch tun, und zwar öffentlich." Auch dadurch geben wir als Christen und als Kirche Gott die Ehre, dass wir öffentlich Gerechtigkeit einklagen. Unter deiner Leitung als Superintendent hat sich der Kirchenkreis Duisburg-Süd innerhalb der Landeskirche stark gemacht im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Die achtziger Jahre waren die Zeit der großen Oster-Friedensmärsche, die auf dem Dellplatz ihren Anfang nahmen. Im Kampf gegen das Apartheidsregime in Südafrika ging es um das Thema "weltweite Gerechtigkeit". Als bleibende Frucht dieser Auseinandersetzung hat das Thema "ökumenische Diakonie" immer noch einen hohen Stellenwert auch in dem neuen Kirchenkreis Duisburg. Gott ehren, heißt dafür eintreten, dass jedem Menschen die
ihm gebührende Ehre zukommt. Denn die Ehre, die wir Gott erweisen,
ist zugleich die Ehre, in wir Menschen stehen. Der Psalm 8 preist Gott
dafür, dass er den Menschen mit göttlicher Würde ausgestattet
hat: "Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, Deshalb, auch deshalb sind wir heute hier, um dir, lieber Helmut, Ehre zu erweisen. Du hast die Ehre Gottes verkündigt. Dafür gebührt dir unser Dank und unsere Anerkennung. Diese gilt gleichermaßen deiner lieben Frau. Sie hat mit dir die Gemeinde geführt und viele Arbeiten still im Hintergrund erledigt. Hunderte von Jungen und Mädchen hast du in den mehr als dreißig Jahren konfirmiert. Deine Frau hat mit ihrer schönen Handschrift die Urkunden geschrieben. Sie hat dir in vieler Hinsicht den Rücken frei gehalten und ist bis heute deine große Stütze. Zu nennen sind auch die vielen Mitstreiter in der Gemeinde, ohne die
nichts läuft: Die Presbyterinnen und Presbyter und die Kirchmeister.
Hier sind die Namen Kaul und Hildebrand hervorzuheben. Familie Kaul ist
zeitgleich mit euch in Wanheim eingezogen. Wilhelm Kaul war einige Jahre
ein kompetenter und von manchen auch gefürchteter Weggefährte.
Ganz wichtig für euch waren auch der kürzlich verstorbene Kurt
Dahmen und seine Frau Reinhild und Kurts Nachfolger Heinz-Gerd Schmidt.
Damit das Lob Gottes in der Kirche fröhlich erschallen kann, braucht
die Gemeinde die Unterstützung des Organisten. Helmut Lierhaus hat
jahrelang diesen Dienst getan. Erika Pedak hat den Chor geleitet und Frauenkreise
ins Leben gerufen, die heute noch existieren. Generationen von jungen
Leuten haben sich in der Jugendarbeit engagiert, die dem Pastor Blank
von Anfang an am Herzen lag. Das Gemeindebüro, das sich in euren
Anfängen noch in Wanheim befand, später an der Arlberger Straße,
hat die Verwaltungsarbeiten erledigt. Auf dem Friedhof übte Heinz
Winter gewissenhaft seinen Dienst aus. Am 5. Februar 1962 löste ein
schmuckes Heim die alte Baracke als Kindergarten ab. Hanni Rüdig
und Helma Hildebrand sind zwei, die für viele stehen und zu eurer
Zeit als Erzieherinnen tätig waren. Nicht zu vergessen die Gemeindeschwestern.
Auf der Seite neben der Predigt, aus der ich am Anfang zitiert habe, nimmt
die Gemeinde Abschied von Erna Schwarz, die siebzehn Jahre als Gemeindeschwester
tätig war. Indem wir euch beiden und alle eure Wegbegleiter die Ehre geben, ehren
wir zugleich den Schöpfer, der euch bis hierher Kraft für euren
Dienst und Kraft zum Leben gegeben hat. Und indem wir Gott die Ehre geben
heißt, vertrauen wir uns ihm an. Wir legen unser Leben vertrauensvoll
in seine Hände. Er wird es gut machen. Denn ein Sohn ist uns gegeben,
ein Kindlein uns zum Heil geboren. Ihm sei Lob, Ehr und Dank. |