Predigt zur Jubiläumskonfirmation am 7.November 2010 |
Psalm 46,2 |
Gott ist uns Zuversicht und Stärke |
"Ein Trostpsalm", so hat Martin Luther den Psalm 46 überschrieben.
Dieser Psalm hat ihm die Anregung gegeben für sein berühmtes
Reformationslied "Ein feste Burg ist unser Gott". Jubilare,
die vor fünfzig oder sechzig Jahren konfirmiert worden sind, haben
dieses Lied auswendig gelernt. Zunächst eine Klärung: Was ist mit Trost eigentlich gemeint?
Schauen wir auf die Herkunft des Wortes. Eng verwandt mit dem Wort "Trost"
sind die Worte "treu" und "trauen", auch das englische
"tree", auf Deutsch "Baum". In dem Wort "Trost"
steckt alles, was verlässlich ist, Festigkeit verleiht, Zuversicht
weckt, Mut macht, Treue beweist und Stärke spendet. Unser Gott, so sagt uns die biblische Botschaft, ist ein Gott, der tröstet
und Mut macht. "Gott ist uns Zuversicht und Stärke, ein bewährter
Helfer in allen Nöten". So beginnt der Psalm, den Martin Luther
"Trostpsalm" genannt hat. Die Art und Weise, durch die Gott uns Menschen begleitet, ist sein Heiliger Geist. Hanns Dieter Hüsch hat über das Wirken des Heiligen Geistes ein paar bemerkenswerte Sätze geschrieben: "Der Heilige Geist ist im Auftrage Gottes unterwegs, Gott schickt seit Jahrtausenden So hilft uns Gott mit seinem Heiligen Geist, gibt uns Kraft und Zuversicht,
tröstet und macht Mut. Das Wirken des Geistes zeigt sich daran, wie
ein Mensch mit Problemen und Schwierigkeiten umgeht. Naturgewalten, gegen die wir Menschen machtlos sind, haben wir in diesem Jahr an verschiedenen Stellen unserer Erde am Werke gesehen. Das starke Erdbeben in Haiti, die Überflutung in Pakistan, die sengende Hitze in Russland. Die beiden letzten Katastrophen scheinen wie Boten des sich verändernden Weltklimas. Solche Katastrophen machen Menschen Angst. Gott schickt uns seinen Geist, damit die Angst uns nicht lähmt. Er schickt uns seinen Geist, damit wir aktiv werden. Christlicher Glaube erschöpft sich nicht darin, bestimmte Glaubensinhalte zu kennen und für wahr zu halten. Sie, die Sie 1950 und 1960 konfirmiert wurden, haben im Konfirmandenunterricht viel auswendig lernen müssen. Zwei Stunden in der Woche hatten Sie Unterricht in dem Raum nebenan, wo die Gemeinde nach dem Gottesdienst Kaffee trinkt. Das Domcafé, so heißt dieser Raum, war früher der Konfirmandenraum. Der Pastor stand oder saß vor dem Fenster. In Reihen davor saßen fünfzig und mehr Konfirmanden. Für jede Stunde hatten Sie etwas auf: eine Frage aus dem Katechismus, Liedstrophen und Bibelverse. Der Unterricht bestand aus Abfragen, Aufsagen, danach wurde der neue Stoff durchgenommen, der zur nächsten Stunde zu lernen war. Das Gelernte wurde schließlich bei einer Prüfung vor der Konfirmation abgefragt. Einiges davon hat sich im Inneren eingeprägt. Die alten Choräle, die wir heute singen, sind vertraut. Ebenso einige Bibelsprüche. Es gab einen Grund für das Lernen. Sie sollten als junge Leute etwas mitbekommen für Ihr Leben. Ein Wort, an das Sie sich halten können. Dazu haben Sie auch alle den Konfirmationsspruch erhalten. Für viele ist dieser Spruch ein Halt oder ein Leitwort fürs Leben geworden. Christlicher Glaube ist nämlich vor allem eine Lebenshilfe. Er
stärkt und befreit zu einem guten, Sinn erfüllten Leben. Nach meiner Einschätzung ist es heute schwerer als vor fünfzig
oder sechzig Jahren. Die meisten, die vor sechzig Jahren konfirmiert wurden,
fingen nach der Konfirmation eine Lehre an. Die Konfirmation fand am Sonntag
vor Ostern statt, der den Namen Palmarum oderPalmsonntag trägt. Mit
dem Beginn der Osterferien endete für die meisten die Schulzeit.
Acht Jahre Volksschule, das war früher die normale Schulausbildung.
Viele der 1950 Konfirmierten blieben auch in Wanheim wohnen. Nach der Lehre gab es in den fünfziger und sechziger Jahren für
alle eine Stelle. Söhne konnten in den Betrieben anfangen, in denen
schon die Väter arbeiteten. Wer oder was gibt uns Orientierung in dieser chaotischen Welt? Wo finden
wir Halt und Sicherheit? Der alte Psalm behauptet: "Gott ist uns
Zuflucht und Schutz, eine feste Burg, die Sicherheit und Geborgenheit
bietet." Und wir hören den Ruf Gottes: "Lasst ab vom Krieg,
lasst ab von Unrecht und Gewalt. Erkennt, dass ich Gott bin, der Höchste
unter den Nationen, der Höchste auf Erden." Christlicher Glaube ist Lebenshilfe. Er gibt Halt fürs eigene Leben.
Er ermutigt dazu, sich auch für das Leben ringeherum einzusetzen,
im Stadtteil, in der Stadt, im ganzen Land. Ein wirksames Mittel gegen
alles, was uns Angst und Sorge macht, ist, selber etwas dagegen tun.
Der Glaube stärkt uns, wo und wie wir können, selber etwas
beizutragen zum Wohl der Allgemeinheit. Was gibt uns Trost? Das war die Frage am Anfang. Trost gibt uns der Glaube an den Gott, der uns Halt und Zuversicht bietet. Trost geben uns andere Menschen, denen wir uns anvertrauen können, die mit uns gemeinsam auf dem Weg sind. Diese Erfahrung haben Sie mit Sicherheit alle auf Ihrem Lebensweg gemacht. Trost ist da, wo Menschen einander zuhören, Freude und Leid miteinander teilen und füreinander verlässlich da sind. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass auch Gott für uns verlässlich
da ist, ist diese Kirche. Sie ist wie eine schützende Burg. Wärme
und Geborgenheit strahlt dieser Raum aus. Vielen Menschen hat dieser Ort
schon Trost gegeben. Viele haben hier den Segen Gottes empfangen.
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