"Freuet euch!" Der Name dieses Sonntags, lateinisch "Laetare".
Wir haben Grund zur Freude. Menschen haben sich bereit gefunden, in der
Leitung dieser Gemeinde mitzuarbeiten. Die Gemeinde hat sie gewählt,
und wir haben sie soeben zu ihrem Dienst beauftragt und ihnen Gottes Segen
zugespro-chen. Vier Jahre lang sollen sie nun diesen Dienst tun.
Es wird kein leichter Dienst sein. Das haben schon die zurückliegenden
vier Jahre gezeigt.
Das Presbyterium hat laut Kirchenordnung die Aufgabe, die Gemeinde zu
leiten. "Es trägt die Verantwortung für die Erfüllung
des Auftrags der Kir-chengemeinde". (Art. 15) Dieser Auftrag wiederum
besteht darin, für die "lautere Verkündigung des Wortes
Gottes und die rechte Verwaltung der Sakramente" zu sorgen."
So heißt es im kirchlichen Amtsdeutsch.
Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich gebeten, zu bewerten, was sie
als Hauptaufgabe der Kirche betrachten. Ganz weit oben steht genau das,
was die Landeskirche von den Gemeinden fordert: "Die Gemeinde sollte
die christliche Botschaft verkündigen, zeitnah und modern".
Am wichtigsten finden die jungen Leute die Aufgabe, Menschen durch Taufe,
Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung an den Wendepunkten ihres Lebens
zu beglei-ten". An zweiter Stelle ihrer Bewertung liegt der Auftrag,
Nächstenliebe zu üben und Menschen zu helfen, die in Not sind."
Das ist ein weites Feld. Eine Gemeinde hat viel zu tun. Das Presbyterium,
muss dafür sorgen, dass die Gemeinde ihre wichtigsten Aufgaben erfüllt.
Darüber hinaus muss es den eigenen Kräften und den in der Gemeinde
vorhandenen Fähigkeiten entsprechend Schwerpunkte setzen.
Seit zwanzig Jahren darf ich das Wanheimer Presbyterium leiten. Es freut
mich, dass alle, die zum Presbyterium gehören, gern ihren Dienst
tun.
Ihr bringt viel Einsatzbereitschaft, viele eigene Ideen mit, wie wir gemeinsam
die uns gegebenen Aufgaben am besten erfüllen. Ihr nehmt die Hauptauf-gabe
der Gemeinde, die Verkündigung der frohen Botschaft der Bibel, mit
großer Gewissenhaftigkeit wahr. Fast jeden Sonntag sind so viele
Mitglieder des Presbyteriums anwesend, dass wir beschlussfähig wären.
Das sind wir, wenn acht Personen aus dem Presbyterium anwesend sind.
Aus eurer Mitte kam die Idee, am Sonntag nach dem Gottesdienst Kuchen
anzubieten, um mit dem Verkauf die Gemeindekasse ein wenig zu füllen.
Das gemeinsame Kaffeetrinken am Sonntag Morgen gehört hier in der
Gemeinde zum Gottesdienst dazu. Das ist euer Verdienst, denn ihr bereitet
alles vor bis hin zum selbst gebackenen Kuchen. In der letzten Sitzung
kam die Idee auf, in die Kuchenbäckerei weitere Gemeindeglieder einzubeziehen.
Da wird sich sicherlich die eine oder der andere gern beteiligen. Denn
auch in der Gemeinde gibt es viel Bereitschaft mitzuhelfen, wo Hilfe gebraucht
wird. Das hat sich im vergangenen Jahr in besonderer Weise bei der Aktion
"Zaun streichen" gezeigt. Das wird sich jetzt wieder zeigen,
wenn es darum geht, mit eigener Hand das Neue Testament abzuschreiben.
Es wird kein neues Neues Testament, sondern das vorhandene in der Lutherübersetzung
wollen wir mit der Hand zu unserem Wanheimer Neuen Testament machen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Wanheimer Gemeinde ist die Jugendarbeit.
Hier haben wir uns in den vergangenen Wochen eng mit der Nachbargemein-de
Wanheimerort vernetzt, so dass es künftig in Person unserer Jugendleiterin
eine gemeinsame Jugendarbeit geben wird. Im Bereich Kirchenmusik haben
wir im vergangenen Jahr bereits einen Kooperationsvertrag mit Wanheimerort
geschlossen.
Beispiele, die zeigen, dass viel in Bewegung ist. Was uns beschwert und
manchmal die Freude an der Arbeit raubt, sind Vorgaben, die von der Landes-kirche
kommen. Die Landeskirche ist dabei, in der Kirche eine Kultur des Zählens,
Rechnens und Vergleichens einzuführen. Auf diesem Weg ist sie bereits
weit vorangeschritten. In den letzten zehn Jahren hat die gesamte Kirche
in Deutschland immer mehr Strukturen eines Wirtschaftsunternehmens angenommen.
Weil wir diesen Weg als verkehrt ansehen, sind wir als Presbyterium Mitglied
geworden im "KirchenBunt". Diesen Verein kann man als innerkirchliche
Opposition betrachten. In ihm haben sich mehrere Einzelpersonen und einige
Gemeinden zusammengefunden, die den Weg der Kirche hin zu einem Wirtschaftsunternehmen
nicht richtig finden. Allerdings, das befürchte uns, werden unsere
Kräfte nicht stark genug sein, die Kirche auf-zuhalten auf dem Weg,
den sie eingeschlagen hat.
An dieser Stelle nun bringe ich den Predigttext des heutigen Sonntags
ins Spiel. Da spricht Paulus von der Bedrängnis, die ihm in der Provinz
Asien widerfahren ist. Offenbar musste er um sein Leben fürchten.
So schlimm stand es um ihn, dass er am Leben verzagte. (V. 8)
Wir sind dagegen in einer sehr komfortablen Lage. Als Christen leiden
wir keinerlei Verfolgung. Wir müssen nicht um unser Leben fürchten,
weil wir uns zu Jesus bekennen. Im Gegenteil: Wir können unseren
Glauben frei leben. Und die Kirche in Deutschland ist nach wie vor sehr
reich, trotz allem Krisengerede, das die Kirchenoberen seit Jahren anstimmen.
Dennoch: Anfechtungen und Beschwernisse kennen auch wir. Da ist es hilfreich
nachzulesen, woher Paulus neue Kraft bekommt. Er schreibt:
"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater
der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,
der uns tröstet in aller unserer Trübsal,
damit wir auch trösten können,
die in allerlei Trübsal sind,
mit dem Trost,
mit dem wir selber getröstet werden von Gott."
(1. Korinther 3,3-4)
"Gott, Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes". So
hat Paulus seinen Gott erfahren. Auf welche Weise? Durch Jesus Christus.
Der auferstan-dene Jesus ist Paulus erschienen und hat ihn zu seinem Boten
berufen. Seitdem weiß Paulus, dass Jesus lebt und dass in ihm Gott
gegenwärtig ist. Und er weiß, dass Gott an seiner Seite ist.
Denn Jesus musste selbst den Weg des Leidens gehen. Doch Gott ging mit
ihm, auch wenn Jesus sich zuletzt von ihm verlassen fühlte. Durch
die Auferstehung hat Gott offenbar gemacht, dass er selbst in dem, was
Jesus gesagt und getan und erlitten hat, anwesend war. In Jesus ist Gott
den Weg allen menschlichen Leidens mitgegangen. So wusste Paulus, dass
sein Leidensweg nicht gott-los war. Das war sein Trost. Und das wird er
nicht müde, den Menschen zu verkünden. Er schreibt:
"Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden
wir auch reichlich getröstet durch Christus. Habe ich Trübsal,
so geschieht es euch zu Trost und Heil. Habe ich Trost, so geschieht es
zu eurem Trost.
Meine Hoffnung steht fest für euch, weil ich weiß: wie ihr
an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben." So
groß Kummer und Leid, so groß der Trost. Davon ist Paulus
überzeugt.
Nach der letzten Wahl vor vier Jahren haben wir uns bei unserem Presbyteriumswochenende
gefragt: Was gibt mir Halt? Was ist meine persönliche Kraftquelle?
In der Runde haben wir unsere Quellen zum Sprudeln gebracht. Für
eine aus unserem Kreis ist die Erfahrung, die Paulus mit dem aufer-standenen
Christus gemacht hat, eine eigene Kraftquelle. Paulus hat, als er wieder
einmal in besonderer Not war, von seinem Herrn Jesus diese Bot-schaft
vernommen: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."
Jesu Kraft hat er besonders in sich gespürt, wenn er mit seiner eigenen
Kraft am Ende war.
Kraftquellen sind für uns auch viele Lieder. Zwei, die auf dem Wochenende
genannt wurden, habe ich in das heutige Gottesdienstprogramm aufge-nommen.
Das eine haben wir zur Ermutigung nach der Einführung gesungen. Das
andere singen wir zu Trost und Stärkung am Ende vor dem Segen.
Die Lieder kennen wir durch unsere Gottesdienste. Die Gottesdienste sind
an sich eine Quelle großer Kraft. Denn Gottesdienst feiern bedeutet
im Kern dies: Eine bestimmte, gestaltete Zeit in Gottes Gegenwart zu verweilen.
(Horst Gorski in "Zeitzeichen 3/2016, S. 38) Im Gottesdienst feiern
wir die Gegenwart unseres Gottes.
Weil uns der Gottesdienst so viel bedeutet, darum liegt uns auch diese
Kirche sehr am Herzen.
Viel tut ihr Presbyterinnen und Presbyter, um diese Kirche innen und
außen in einem guten Zustand zu erhalten. Seit neuestem schmückt
ein Antepen-dium das Lesepult. Regina Schrör hat es in Handarbeit
gefertigt. Bei genauem Betrachten erkennt man in den einzelnen Schals
Motive von Quellen, aus denen wir ebenfalls Kraft, Trost und Ermutigung
schöpfen:
Ein Fisch, der im Wasser schwimmt als Symbol für die Taufe. Mit der
Taufe erhalten wir das Versprechen Jesu: Ich bin bei euch alle Tage.
Die anderen Motive sind Symbole für das Abendmahl: Ähren, aus
denen Brot gemacht wird, ein Kelch und eine Rebe mit Trauben. Wir werden
gleich miteinander Abendmahl feiern. Dabei teilen wir miteinander das
Brot, so wie Jesus es mit seinen Jüngern getan hat. "So ist
mein Leib", hat Jesus dazu gesagt. Nämlich die Gemeinschaft
von Menschen, die meinem Beispiel folgt. In dieser Gemeinschaft ist er
gegenwärtig. Indem wir das Brot von dem gesegneten Brot essen, nehmen
wir Jesu Glaubenskraft, sein Vertrauen in uns auf. Ähnliches geschieht,
wenn wir den Saft der Trauben trinken. "So ist mein Blut", hat
Jesus gesagt. Das Blut steht für Lebendigkeit, für Liebe und
Wärme. Indem wir aus dem gesegneten Kelch trinken, nehmen wir Jesu
Liebe und Freundlichkeit in uns auf. Er ist der Gastgeber unseres Mahls,
er ist auf unsichtbare Weise anwesend, um uns zu stärken. So ist
das Abend-mahl eine Quelle, aus der wir immer wieder Kraft und Trost schöpfen
können.
Lätare, freuet euch. Dass Gott uns so nahe kommt, dass wir seine
Freundlichkeit sehen und schmecken können, das ist Grund zur Freude
und zur Dankbarkeit.
Lasst uns unseren Dank gemeinsam ausdrücken, indem wir uns zu Gott,
dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, bekennen.
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