Personen

Helga Blank verstorben

Über 30 Jahre hat sie an der Seite ihres Mannes, Pfarrer Helmut Blank, in unserer Gemeinde Wanheim segensreich gewirkt: in der Frauenhilfe, bei Gemeindeveranstaltungen, Freizeiten usw. Und wer den Pfarrer sprechen wollte, bekam es oft zunächst mit ihr zu tun, weil der gerade in der Gemeinde unterwegs war. "Ich habe selbstverständlich in der Gemeinde mitgearbeitet", sagte sie einmal. Das hat sie mit Leib und Seele getan! Viele schätzten ihr offenes Ohr und ihre Herzlichkeit. Bis zuletzt wohnte sie bei uns in Wanheim und freute sich über Freundschaften und Kontakte. Ihr Glaube gab ihr Geborgenheit und Kraft. Am 26. Oktober ist Helga Blank im Alter von 94 Jahren verstorben. Als Gemeinde sind wir dankbar für Ihr Wirken! In einem Trauergottesdienst in unserer Kirche, die eben auch "ihre" Kirche war, haben ihre Angehörige und viele Gemeindeglieder und Weggefährten Abschied von ihr genommen. Auf unserem Gemeindefriedhof ist sie an der Seite ihres Mannes bestattet.

 

Nachruf auf Christel Sablotny

Wir werden Christel Sablotny sehr vermissen.
Am 5. Juni ist Christel Sablotny im Alter von 92 Jahren gestorben. In unserer Gemeinde war sie eine "echte Persönlichkeit". Sie war nicht nur Presbyterin, sondern auch viele Jahre Vorsitzende des Presbyteriums. So hat unsere Gemeinde schon früh umgesetzt, dass eben nicht nur Theologen dieses Amt übernehmen können. Zudem war es damals nicht selbstverständlich, dass Frauen dieses Amt bekleiden. Durch ihre berufliche Qualifikation und ihre umsichtige, ruhige und sichere Art war sie dafür bestens geeignet. Es waren ereignisreiche Jahre mit dem Verkauf des Gemeindehauses an der Kirche, der Einstellung von Gerlinde Rittich als Jugendleiterin und personellen Veränderungen im Bereich der Pfarrerschaft.
Bis zuletzt war Christel Sablotny in unserer Gemeinde präsent, zum Beispiel im Gottesdienst, beim "Abend der Frau" oder beim Frauenfrühstück, das sie durch Vorträge bereicherte.
Wir sind Christel Sablotny dankbar für ihr Wirken in unserer Gemeinde!
Über der Trauerfeier für sie stand das Bibelwort: "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen." Sie gewann Stärke und Zuversicht aus ihrem Glauben an den Herrn, der Wege eröffnet. Ihm vertrauen wir Christel Sablotny an. In diesem Vertrauen wissen wir uns mit der Verstorbenen und ihren Angehörigen verbunden.
Anke Bendokat, Rolf Seeger

 

Nachruf auf Walter Höschen

Geboren am 14.06.1931. Aufgewachsen in Wanheim.
Als Kirchmeister organisierte er die Innenrenovierung der Wanheimer Kirche 2002 zu ihrer 100-Jahr-Feier. Mit leiser Stimme und guten Argumenten überzeugte er im Presbyterium und die Handwerker. Als Holzmodellbauer brachte er sein Wissen über den Werkstoff bei der Renovierung ein. Seine sympathische Ausstrahlung unterstütze seine Kompetenz.
Er gehörte mit seiner Frau zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises der Evangelischen Kirche Wanheim, den er als Kassenwart entscheidend mitprägte.
Wir vermissen Walter Höschen als einen warmherzigen, zugewandten Menschen, dem Wanheim, seine Kirche und die Evangelische Gemeinde immer sehr am Herzen lagen.
Seine Expertise war bis zum Schluss gefragt.

Er starb am Ostermontag in Folge eines Fahrradunfalls und wurde am 6.Mai 2022 auf dem Wanheimer Friedhof beigesetzt.

 
 


Gerlinde Frank: Wir vermissen sie - Ein Nachruf

Gerlinde Frank ist am 11. Juli plötzlich und unerwartet im Urlaub mit ihrem Sohn und dessen Familie verstorben. Das war ein Schock für die Familie und auch für unsere Gemeinde.
"Sie fehlt an allen Ecken und Enden." Das ist nun oft zu hören. Ob als Mitglied beim "Abend der Frau", im "Mittwochstreff", in weiteren Kreisen, in der Mitgestaltung der Frauenhilfe, im Besuchsdienstkreis, beim Gemeindebriefausteilen und und und. Gerlinde Frank war in unserer Gemeinde verwurzelt und aktiv. Sie nahm an den übergemeindlichen Treffen der Frauenhilfe teil und vertrat dort unsere Gemeinde. Seit Jahren gestaltete sie den Weltgebetstag der Frauen mit. Dafür fuhr sie gerne zu den Vorbereitungstreffen des Kirchenkreises. Der sonntägliche Gottesdienst- und Domcafé-Besuch gehörten ebenfalls zu ihrem Leben.
"Sie hatte die Gabe, mit Menschen Kontakt aufzunehmen, ihn zu halten und sich in Gruppen einzubringen und diese zusammenzuhalten." Diese Äußerung steht für viele. Ihr Humor und ihre Verlässlichkeit machten die Zusammenarbeit mit ihr angenehm und effizient. Oft hat sie mir von ihrer Familie erzählt, besonders von Enkel Lasse. Der nimmt zur Freude seiner Oma an unseren Kindergruppen teil. - Unsere Gedanken sind bei der Familie von Gerlinde Frank. Als wir mal einen Gottesdienst zu Adventsliedern vorbereiteten, hatte sie eine Vorliebe für moderne, einfache, nicht so schwermütige Adventslieder, wie "Wir sagen euch an den lieben Advent." Jede Strophe endet mit "Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr". Das fand sie schön. Das tröstet. Ihm vertrauen wir Gerlinde Frank an.
Rolf Seeger

     

Pfarrer Friedrich Brand

Interview Pfarrer Friedrich Brand
(Die Fragen stellte Rolf Schotsch, Pressesprecher des Kirchenkreises)

Als Sie 1994 Ihre Stelle in Wanheim antraten, sagten Sie in einem Interview mit einer Tageszeitung, dass man als Geistlicher einen erstaunlichen Vertrauensvorschuss genieße. Ist der Vertrauensvorschuss auch heute noch zu beobachten? Oder hat sich das Bild von Pfarrerinnen und Pfarrern geändert?

Ich finde schon. An den Geburtstagsbesuchen kann ich das festmachen. Früher war es etwas Besonderes, wenn der Pfarrer kam. Das ist heute nicht mehr unbedingt so. Ein Vertrauensvorschuss wird mir als Pfarrer immer noch entgegengebracht. Das hat sich eigentlich nicht verändert.

Welche Aufgaben als Pfarrer haben Ihnen besondere Freude bereitet?

Dazu gehören die Sonntagsgottes-dienste, aber auch die besonderen Gottesdienste, wie die bei Beerdigungen. Das sind traurige Anlässe, aber hier kann man den Menschen einen wichtigen Dienst erweisen.
Zu dem, was mir Freude macht, gehört auch das Singen mit den Kindern und Erzieherinnen im Kindergarten.

Was hat Sie daran gereizt, als Pfarrer in der Wanheimer Gemeinde zu arbeiten?

Ich machte 1993 Vertretungsdienst am 2. Weihnachtstag in Wanheim, die Kirche hat mich sofort angesprochen. Es gab damals - was es auch heute noch gibt und ich sehr schön finde - das Zusammentreffen der Gemeinde nach dem Gottesdienst zum Kaffee. Da sprach mich ein Presbyter an und machte mir Mut, mich auf die Stelle zu bewerben. Ein anderer begleitete meine Frau und mich auf der Rheinpromenade und erzählte uns ganz viel über die Gemeinde. Die Begegnung mit den Menschen in der Gemeinde, der Zuspruch und die Ermutigung haben uns beide, meine Frau und mich, überzeugt

Was schätzen Sie an "Ihrer" Gemeinde ganz besonders?

Das Engagement vieler Gruppen und vieler Einzelner, zum Beispiel beim Kirchenasyl in unserer Gemeinde. Besonders schätze ich das Presbyterium. Man versteht sich untereinander. Die einzelnen Mitglieder engagieren sich besonders für den Gottesdienst. In fast jedem Gottesdienst sind wir beschlussfähig. Dieses Engagement wirkt sich auf die Gemeinde aus, so dass viele Gemeindegruppen komplett selbstständig arbeiten.

Werden Sie der Wanheimer Gemeinde erhalten bleiben?

Wir, meine Frau und ich, wohnen in der Gemeinde und bleiben da auch. Ich begleite die Jugendlichen bis zu ihrer Konfirmation im April. Wenn ich gefragt werde, werde ich auch andere Dienste übernehmen und Ansprechpartner für die Menschen sein.

Zusammen mit Horst Ambaum haben Sie vor gut einem Jahr eine Selbsthilfegruppe für Männer mit Krebs ins Leben gerufen. Was war der Anlass und werden Sie die Gruppe nach Ihrem Ruhestand weiterführen?

Anlass zur Gründung war die eigene Erkrankung und das Bedürfnis mit anderen ins Gespräch zu kommen. Der Bedarf ist da, das Angebot werden Horst Ambaum und ich natürlich weiterführen.

Sie haben sich auch für die Duisburger Bürger und den Stadtteil eingesetzt, zum Beispiel viele Jahre als Sprecher der Bürgerinitiative gegen Dioxinverseuchung. Welches ist die Motivation für dieses Engagement?

Es ist der Anspruch, was ich in Predigten und bei anderen Gelegenheiten sage, selber zu tun. Wenn man sich als Kirche auf die Fahnen schreibt "wir sind für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung", dann muss man auch Zeichen setzen.
Das waren bei meiner früheren Arbeitsstelle in Oberhausen die Demonstrationen für den Frieden und gegen den Krieg.
Bei dem Dioxinstörfall vor achtzehn Jahren fühlte ich mich auch persönlich betroffen - man lebt in einem Stadtteil, in dem so eine Sauerei passiert, die Kinder waren noch klein. Da dachte ich, dass ich mich hier engagieren muss. Aus dieser Initiative wurde dann die gegen die Verseuchung des Stadtteils mit hochgiftigen Schwermetallen. Darunter hat Wanheim heute noch zu leiden.
Zu den drei genannten großen Themen ist ein viertes hinzugekommen: Schutz der Fremden, die in unserem Land Zuflucht suchen. Die Gemeinde Wanheim hat vor drei Jahren einer fünfköpfigen Familie aus Inguschetien und in diesem Jahr einem jungen Mann aus Afghanistan Kirchenasyl gewährt. Das verstehe ich als Zeichen der Mitmenschlichkeit und als Protest gegen eine Politik, die das Asylrecht in den letzten Jahren immer mehr ausgehöhlt hat.

Wie hat sich die evangelische Kirche im Laufe der Jahre verändert? Was schätzen Sie an ihr, was weniger und wie politisch darf und soll Kirche sein?

Sie ist viel, viel bürokratischer geworden. Auch der Zusammenhalt untereinander ist weniger geworden. Im früheren Gemeindeamt Süd traf man Kolleginnen und Kolleginnen, heute gibt es dafür kaum mehr Zeit und Raum.
Die Kirche muss sich von ihrer Botschaft und ihrem Auftrag her einmischen in das politische Geschehen. Der Kirchenkreis Duisburg nimmt diesen Auftrag ernst. Auf der Synode wurden deutliche Worte gesprochen, zum Beispiel, dass man als Christ nicht eine fremdenfeindliche Partei wie die AfD wählen kann. Der Kirchenkreis sucht das Gespräch mit den Muslimen, was sehr mühevoll ist, aber notwendig, um die Entfremdung zwischen den Religionen abbauen zu helfen. Auch der Einsatz für eine solide Finanzierung der gemeindlichen Kindergärten ist eine Arbeit auf politischer Ebene.
Insgesamt sehen sich Kirchenkreis und Gemeinden mit in der Pflicht, für das demokratische Gemeinwesen Position zu beziehen.

Welche Kirche wünschen Sie sich für die Zukunft? Was wünschen Sie Ihrer Gemeinde?

Ich wünsche mir eine Kirche, die bei den Menschen bleibt, in der die Menschen weiterhin ein Zuhause haben. Das ist auch das Ziel der Gemeinde in Wanheim. Zentren zu bilden, in denen die Filialen ausbluten, ist nicht unser Prinzip. Kirche muss im Dorf bleiben und dort recht regelmäßig Gottesdienste feiern. Das geht aber nur, wenn die Gemeindemitglieder mitmachen. Und das wünsche ich der Gemeinde sehr.

Christian Meybohm

Am 28. Mai ist Christian Meybohm 75 Jahre jung geworden. Ein Grund zu gratulieren. Für die Gemeinde auch ein Grund, ein wenig traurig zu sein. Denn mit Vollendung des 75. Lebensjahres ist Schluss im Presbyterium. Das schreibt die Kirchenordnung zwingend vor.
Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben war Christian Meybohm viel unterwegs. 2003 ließ er sich gewinnen für die Arbeit im Presbyterium. Drei Jahre später, im Juni 2006, musste Walter Höschen ausscheiden, weil er die Altersgrenze erreicht hatte. Christian Meybohm übernahm von ihm das Kirchmeisteramt. Dieses füllte er aus mit ganzem Herzen und wurde Küster und Hausmeister, der Mann für alle Fälle. Sonntags morgens begrüßte er die Gottesdienstbesucher im Kircheneingang. Er stellte die Tische für die Frauenhilfe, kümmerte sich alles, was an anfiel. Wenn im Kindergarten eine Tür klemmte, hieß es: "Christian fragen." Genauso, wenn im Jugendheim die Heizung nicht funktionierte oder Wasser sich im Untergeschosse sammelte. Durch seinen Wohnort gegenüber der Kirche hat er einen kurzen Weg. Er war einfach da.
Oft musste man ihn gar nicht rufen. Er sah selbst, wo sein Einsatz nötig war. Regelmäßig inspizierte er die Kirche, um Schäden frühzeitig erkennen und beseitigen zu können. Maßgeblich hat er den Anbau am Kindergarten mit bewerkstelligt. Jeden Tag war er vor Ort, um mit Architekten und Handwerken auftauchende Probleme sofort zu lösen. Im letzten Jahr seiner Dienstzeit war es sein Bestreben, ein geordnetes Haus zu übergeben. Die Mauer um die Kirche herum befand sich in einem schlechten Zustand. Er ließ schadhafte Stellen reparieren und die gesamte Mauer abdecken mit Betonplatten, die wie ein Dach geformt sind, sodass Regenwasser nicht mehr ins Mauerwerk eindringt.
Eine weitere Baustelle: der Friedhof. Da musste die Mauer am Weg zur Hildebrandhöhe abgestützt werden. Auf den Beschluss des Presbyteriums hin, die Kapelle neu zu gestalten, führte Christian Meybohm Gespräche mit Firmen, die neue Türen und Fenster einbauen sollen. Dann wird man demnächst aus dem Inneren der Kapelle nach draußen auf den Friedhof blicken können.
Bei allem Einsatz gab es eins, was er nach Möglichkeit vermied: Sitzungen in Gremien des Kirchenkreises. Es ist seine Sorge, dass in der Kirche ein Apparat entsteht, der mit immer neuen Verordnungen und Vorschriften Verwaltung zum Selbstzweck macht. Durch sein Ausscheiden bleibt es ihm erspart, sich mit dem NKF, dem neuen Buchführungssystem, befassen zu müssen. Darüber ist er sehr erleichtert.
Genießen wird er seinen Ruhestand als Kirchmeister, der Gemeinde aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, wo er gebracht wird.
Im Gottesdienst am 15. Juni wird er feierlich aus seinem Dienst verabschiedet.

 

Familie Brzylski

Am 16. April begann für Renate Brzylski der letzte Urlaub im Dienst der Gemeinde. Auf eigenen Wunsch ist sie ab 1. Mai im Ruhestand. Im Pfingstgottesdienst wird sie von der Gemeinde offiziell verabschiedet.
Seit gefühlter Ewigkeit hütet Familie Brzylski den Friedhof. Der frühere Friedhofsgärtner Winter machte den Vorschlag, Michael Brzylski mit dem Auf- und Zuschließen der Eingangstore zu beauftragen. Der war damals noch Schüler und könnte damit sich etwas Taschengeld verdienen. Schnell übernahmen dessen Eltern diese Aufgabe.
Die Gemeinde stellte dann Friedhelm Brzylski an. Der half dem Friedhofsgärtner auch beim Ausheben der Gräber und gehörte einer Neudorfer Träger-Kolonne an. Wenn die in Wanheim zu tun hatte, trafen sich die Herren im Hause Brzylski und ließen sich dort stärken für ihren Einsatz auf dem Weg von der Trauerhalle zum Grab.
Seit neunzehn Jahre war Renate Brzylski Angestellte der Gemeinde. Abends ging ihr Mann immer mit, leuchtete mit der Taschenlampe über die Gräber, um zu sehen, dass sich niemand mehr auf der Anlage befand. Trotzdem kam es vor, dass aus Versehen jemand eingeschlossen wurde. Auf ein lautes "Hallo" von Friedhelm Brzylski hatte niemand geantwortet. Das Tor wurde verschlossen. Einige Zeit später klingelte jemand aufgeregt bei Brzylskis an: Da sei noch jemand auf dem Friedhof.
Es war für alle Seiten sehr praktisch, dass die Friedhofswärter direkt gegenüber dem Eingangstor wohnen. So hatten sie einen kurzen Weg. Und wenn jemand eine Frage hatte, waren sie die Ansprechpersonen. Freundlich und entgegenkommend halfen sie Besuchern, Bestattern und Gärtnern. Einmal kam ein Gärtner, als Renate gerade das Tor zuschloss. Er hatte noch ein Grab herzurichten, dafür auch eine große Karre mitgebracht. Frau Brzylski erlaubte ihm, seine Arbeit auszuführen. "Ich schließe aber das große Tor ab", sagte sie. "Wenn Sie fertig sind, können Sie durch die kleine Tür gehen und mir Beschied sagen, dass ich Ihnen für Ihre Karre noch einmal öffne." Der Mann bedankte sich einen Tag später mit einem großen Blumenstrauß.
In den knapp vierzig Jahren ihres Friedhofsdienstes geschahen auch schon mal recht eigenartige Dinge. Einmal versammelte sich eine Familie am Grab der Oma. Sie stellte Tische und Stühle auf und begannen ein Kaffeetrinken zum Gedenken an die Oma.
Das Presbyterium plant, an der Eingangstür ein Zeitschloss einbauen lassen. Die Toiletten bleiben geschlossen und werden nur bei Beerdigungen geöffnet. Wenn die neue Regelung umgesetzt ist, wird dies per Aushang bekannt gemacht.

 

Karl Faeser geht in den Ruhestand

"Presbyterinnen und Presbyter scheiden spätestens mit Vollendung des 75. Lebensjahres aus dem Amt aus." So schreibt es die Kirchenordnung vor. Karl Faeser feiert am 24. August seinen 75. Geburtstag. Mit der Presbyteriumssitzung in der Woche davor endete seine Amtszeit. Die übrigen Presbyteriumsmitglieder hätten ihn gern weiter dabei gehabt. Doch leider lässt die Kirchenordnung keine Ausnahme zu.
Am 15. Februar 2004 wurde Karl Faeser in das Amt gewählt und vier Jahre später im Amt bes-tätigt. Der passionierte Sänger engagierte sich im neu gegründeten Arbeitskries "Kirche liebt Kultur - Kultur liebt Kirche". Durch seine Ausbildung zum Solosänger bei der niederrheinischen Musikschule verfügt er über gute Kontakte zu anderen Musikerinnen und Musikern. Namhafte Künstlerinnen und Künstler konnte er verpflichten für die monatlichen Konzerte in der Kirche. Das Musical Show Team gehört mittlerweile fest in den Veranstaltungskalender der Gemeinde. Großen Zuspruch fanden auch die "Duisburg Voices" mit Okko Herlyn kurz vor den Som-merferien.
Das Presbyterium hat Karl Faeser zum "Kulturdezernenten" der Gemeinde ernannt. Er wird weiter Konzerte in der Kirche planen und mit launigen Ansagen die Künstler zu der Vorstellung begrüßen.
Der Dank für die geleistete Arbeit im Presbyterium gilt auch seiner Frau Heidi, die ihn von Anfang an kräftig unterstützt hat. Oft haben beide gemeinsam die Vorbereitung für das Domcafé nach dem Gottesdienst übernommen. Sie sorgen auch dafür, dass bei den Veranstaltungen in der Kirche genug Getränke da sind, die in den Pausen und am Ende angeboten werden.

         

Goldenes Dienstjubiläum Erkia Brands

Am 12. August wird in Wanheim ein seltenes Jubiläum gefeiert: Erika Brands steht seit fünfzig Jahren im Dienst der Wanheimer Gemeinde.
Am 18. Juli 1957 unterschrieb "Fräulein Erika Haack" den Arbeitsvertrag. Auf Arbeitgeberseite zeichnete Superintendent Otto Vetter den Vertrag ab. Am 1. August trat "Fräulein Haack" ihren Dienst in der kirchlichen Verwaltung an. Leiter des Gemeindeamtes an der Arlberger Straße war zu der Zeit Erwin Thiele. Ihm folgten Klaus Villnow, Helga Louis-Eberlein und schließlich Jutta Sahrhage.
Erika Brands, so heißt sie seit ihrer Heirat 1961, kümmerte sich um die Buch- und Kassenführung und die Friedhofsangelegenheiten.
Am 1. Juli 1999 ging sie in den Ruhestand. Für die Verwaltung des Friedhofs ist sie weiter bei der Gemeinde angestellt und kann deshalb ihr fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern. Dies soll im Gottesdienst und bei der anschließenden Gemeindeversammlung am 12. August gewürdigt werden.


Neuer Pfarrer für Gemeinde St. Suitbert

Fast 28 Jahre hat Pfarrer Hans-Peter Latsch Dienst in der Gemeinde St. Suitbert getan. Zum 1. November schickte ihn der Bischof in den Ruhestand als Gemeindepfarrer. Pfarrer Latsch wird sich über mangelnde Arbeit dennoch nicht beklagen müssen. Denn der Bischof beauftragte ihn zum Pfarrer mit besonderem Dienst in der Krankenhausseelsorge. Das Malteser-Krankenhaus St. Anna ist also das neue Aufgabenfeld für den rüstigen Ruheständler. Außerdem wird er weiterhin in den Gemeinden Gottesdienste halten.
Als sein Nachfolger in der Gemeinde wurde am 7. November der Huckinger Pfarrer Hans-Thomas Patek eingeführt. Er hat nun beide Gemeinden zu betreuen, insgesamt 7000 Seelen.

Zu dem Bild:
Pfarrer Hans-Peter Latsch vor dem Bild der Kirche St. Vinzenz in Oberhausen-Osterfeld. Dort empfing er seine Primiz.

 

Walter Höschen Verabschiedung

Schön für ihn, aber schade für die Gemeinde: Am 14. Juni ist Walter Höschen 75 Jahre alt geworden. Schön, dass er sich bester Gesundheit erfreut und man ihm die 75 Jahre weder ansieht noch anmerkt. So voller Energie, Tatkraft und Lebenslust hätte die Gemeinde ihn gern noch weitere Jahre als Presbyter gehabt.
Doch da hat die Kirchenordnung einen Riegel vorgeschoben und bestimmt, dass spätestens mit Vollendung des 75. Lebensjahres das Presbyteramt endet.
Walter Höschen hat das Amt im Oktober 2001 angetreten und dabei gleich auch die Nachfolge von Kurt Block als Kirchmeister. In seine Amtszeit fiel die Renovierung der Kirche im Jahr 2003. Bei den Arbeiten hat er selber kräftig mit Hand angelegt. Sein außerordentliches handwerkliches und künstlerisches Geschick kam der Gemeinde in vielerlei Hinsicht zugute.
Es zeigt sich auch auf der ersten Seite des Gemeindegrußes. Das Logo, mit dem das Heft seit einigen Jahren erscheint, ist sein Werk.
In diesem Jahr hat er mitgeholfen, die rechte Seite in der Kirche so umzugestalten, dass sie nun mit Rollstuhl oder Kinderwagen befahren werden kann. Ein schöner Raum ist da entstanden, wo man auch gut stehen und ein Glas trinken kann.
In der Presbyteriumssitzung am 21. Juni hat Walter Höschen die Schlüssel an seinen Nachfolger im Kirchmeisteramt, Christian Meybohm, übergeben. Im Gottesdienst am 10. September wird er offiziell von der Gemeinde als Presbyter verabschiedet.



Nachruf auf Walter Höschen

Geboren am 14.06.1931. Aufgewachsen in Wanheim.
Als Kirchmeister organisierte er die Innenrenovierung der Wanheimer Kirche 2002 zu ihrer 100-Jahr-Feier. Mit leiser Stimme und guten Argumenten überzeugte er im Presbyterium und die Handwerker. Als Holzmodellbauer brachte er sein Wissen über den Werkstoff bei der Renovierung ein. Seine sympathische Ausstrahlung unterstütze seine Kompetenz.
Er gehörte mit seiner Frau zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises der Evangelischen Kirche Wanheim, den er als Kassenwart entscheidend mitprägte.
Wir vermissen Walter Höschen als einen warmherzigen, zugewandten Menschen, dem Wanheim, seine Kirche und die Evangelische Gemeinde immer sehr am Herzen lagen.
Seine Expertise war bis zum Schluss gefragt.

Er starb am Ostermontag in Folge eines Fahrradunfalls und wurde am 6.Mai 2022 auf dem Wanheimer Friedhof beigesetzt.

         

Marlene Dühr verabschiedet

Nach 29 Jahren in Wanheim wurde Marlene Dühr im Gottesdienst am 10. Juli offiziell von der Gemeinde verabschiedet. Anfang August zog sie nach Eschwege um, wo ihr ältester Sohn mit Familie wohnt.
Zwei Presbyterinnen würdigten im Gottesdienst ausführlich ihr Wirken in der Gemeinde.
Mit Mann und drei Kindern ist sie 1976 nach Wanheim gekommen. Ihr Mann, Hartmut Dühr, wurde dem damaligen Superintendenten, Helmut Blank, als "rechte Hand" zugewiesen.
Die Dührs bereicherten den Wanheimer Kirchenchor und übernahmen die Leitung des Seniorenclubs, der damals über sechzig Personen anzog.
Nach dem Tod ihres Mann im Jahr 1994 ließ Marlene Dühr sich zwei Jahre später bei der Presbyteriumswahl aufstellen. Im vergangenen Jahr wurde sie wieder in das Leitungsteam der Gemeinde gewählt. Ebenso engagierte sie sich in der Frauenhilfe und im Besuchsdienst.
Regelmäßig verbrachte sie über Weihnachten und Ostern mehrere Wochen bei der Familie ihres Sohnes in Eschwege. In der Nähe ihrer Angehörigen hat Marlene Dühr eine neue Bleibe gefunden.
Ihren Abschied überstrahlte herrlicher Sonnenschein. Zwei Presbyterinnen und die Pfarrfrau sorgten für ein reichhaltiges Kuchenbuffet, das dankbare Abnehmer fand.
Hannelore Hasselkamp von der katholischen Gemeinde St. Suitbert dankte der Mitarbeiterin für ihren Einsatz als Verbindungsglied zwischen evangelischer und katholischer Gemeinde.
Zur Erinnerung an die Gemeinde überreichte Pfarrer Brand zum Abschied einen Bilderrahmen mit einem großen Foto von der Kirche.

Worte zur Verabschiedung im Gottesdienst am 10. Juli

Liebe Marlene,
da du unser Gemeindeleben und unsere Gottesdienste rege mitgestaltet hast, wollen wir dir jetzt auch im Gottesdienst ein paar Worte zum Abschied sagen.

Du bist keine "Eingeborene", keine gebürtige Wanheimerin. 1976 ereilte dich der Ruf, nach Wanheim zu kommen. Vielmehr deinen Mann ereilte dieser Ruf. Ihr wohntet zu der Zeit in Ruhrort, dein Mann war Pastor. Er sollte nun die "rechte Hand" es Superintendenten Helmut Blank werden. Dir war es zunächst gar nicht recht, Ruhrort zu verlassen. Aber dann hast du auf einer Schiffsreise mit den Kindern vom Rhein aus in Ufernähe den kleinen Kirchturm zwischen den Bäumen gesehen und gefragt, zu welcher Kirche dieser Turm gehörte. "Das ist die evangelische Kirche von Wanheim", hat dein Mann gesagt. In dem Moment hast du dich mit dem Vorhaben ausgesöhnt, nach Wanheim umzuziehen.

Am Tollberg fandet ihr ein neues Zuhause. Der Kirchenkreis Duisburg-Süd mietete dort ein Haus für zwanzig Jahre an. Dein Mann, Hartmut Dühr, kümmerte sich schwerpunktmäßig um die Seniorenarbeit. Als Pfarrfrau, wie man sie von früher her kennt, hast du dich sofort mit in der Arbeit deines Mannes engagiert. Zum Seniorenclub, den ihr übernahmt, kamen regelmäßig mehr als sechzig Personen.
Mit euren drei Kindern habt ihr im Ruhrorter Kirchenchor mitgesungen. Euer Weggang war ein Verlust für die Gemeinde Ruhrort und ein Gewinn für die Gemeinde Wanheim. Denn nun hatte die Chorleiterin, Erika Pedak, vier treue Sängerinnen und Sänger mehr in ihrem Chor.
Im Sommer 1983 war dein magenkranker Mann am Ende seiner körperlichen Kraft. Im Oktober trat er in den Vorruhestand ein. Ihr zogt zu zweit in das väterliche Elternhaus in der Lüneburger Heide ein. Doch bereits ein halbes Jahr später kehrtet ihr nach Wanheim zurück, "jubelnd", wie du schreibst. Denn du warst froh, wieder in dem vertrauten Wanheim zu sein. Auch die Gemeinde freute sich, denn das angemietete Haus stand leer, ihr konntet sofort wieder da einziehen.
Ihr übernahmt nun ehrenamtlich die Seniorenarbeit der Gemeinde, bis Pfarrer Herlyn euch aus dieser Arbeit entließ. Er hatte ein neues Konzept entworfen, nach dem der Mittwochstreff bis heute seine Arbeit macht. Dein Mann wurde zunehmend schwächer, 1994 starb er. Nach einer fast einjährigen Trauerzeit kamst du in die Gemeinde zurück fandest in der Frauenhilfe deinen Platz. Regelmäßig warst du da, hast Nachmittags selbständig gestaltet und die Frauenhilfe im Bezirksvorstand vertreten.
1996 hast du dich nach heftigen Kämpfen in der Gemeinde für die Presbyteriumswahl aufstellen lassen. Seitdem bist du im Vorstand unserer Kirchengemeinde. Die Jahre, in denen du im Presbyterium mitgewirkt hast, waren Jahre des Umbruchs. Einige schwierige Entscheidungen hast du in dieser Zeit mit gefasst und mit getragen. Es würde zu weit führen, diese aufzuzählen.
Nicht zu weit führt es aber, dir zu danken für deine zahlreichen Dienste in der Gemeinde. Du warst immer mit ganzem Herzen und ganzem Verstand dabei. Deine Stimme wird uns fehlen im Presbyterium, in der Frauenhilfe, in der Gemeinde.
Du wirst auch unseren katholischen Glaubensgeschwistern fehlen. Denn du warst ein wichtiges Verbindungsglied zwischen der evangelischen und der katholischen Gemeinde in Wanheim.
Mit dem Dank verbinden wir gute Wünsche für die Zukunft. Wir wünsche dir, dass du dich in Eschwege wohl fühlst, dass du gesund bleibst, in der dortigen Gemeinde viel von deinen guten Gaben einbringen kannst. Deine Familie und vor allem deinen Enkelkinder brauchen dich als Rückhalt und Hilfe in vielerlei Hinsicht. Wir wünschen dir, dass du immer wieder Zeit und Gelegenheit findest, Kraft aufzutanken und die Schönheit deiner neuen Umgebung zu genießen.

Einen irischen Reisesegen wollen wir dir mitgeben:
Möge Gott auf dem Weg, den du gehst,
vor dir hereilen.
Mögest du die hellen Fußstapfen des Glücks finden
und ihnen auf deinem Weg folgen.
Und bis wir uns wiedersehen
halte Gott dich fest in seiner Hand.

Damit du uns und die Wanheimer Kirche
immer vor Augen hast,
überreichen wir dir zum Abschied dieses Geschenk.

 

Helma Hildebrand

Helma Hildebrand ist am 30.04.2021 mit dem Bekenntnis zur Auferstehung auf dem Friedhof in Wanheim neben ihrem Mann Heinz Hildebrand, ehemaliger Kirchmeister in Wanheim, bestattet worden. Gern denken wir an eine fröhliche Frau aus unserer Gemeinde zurück, die gefühlt an allen Gemeindeveranstaltungen präsent war, bis sie vor 2 Jahren in ein Pflegeheim in Mülheim zog, wo sie ihre letzten Tage verbrachte.
Wer Helma in ihrem Haus in Wanheim am Rhein besuchte wurde oft von Hausmusik überrascht. Gekonnt erklangen beispielsweise auf dem Klavier: "Jesu meine Freude…", oder auf dem Akkordeon: "Mussi denn, mussi denn zum Städele hinaus…". Auf den Gemeindefreizeiten in Borkum weckte sie die Gemeinde mit Akkordeon, Mundharmonika oder Gesang und lud zum Frühstück ein. Als sie von Rosa Niggemann in einem Sketch immitiert werden sollte, fragte sie Helma nach altmodischer Kleidung und bekam die Antwort:"Nein Rosa, etwas Altmodisches habe ich nicht".
Tante Helma arbeitete lange Jahre in unserem Kindergarten als Ergänzungskraft, auch ich habe davon profitiert und sie hat mich immer einmal mit Stolz darauf hingewiesen. Zur Feier "100 Jahre Kindergarten in Wanheim" konnte sie aus ihrer Dienstzeit viele Geschichten erzählen. Ihre Fröhlichkeit war nicht oberflächlich, sondern ernst gemeint, wenn sie als "Grüne Dame" im evangelischen Bethesda-Krankenhaus PatientInnen mit allerlei Diensten und Seelsorge zur Seite stand.
Helma stand fest in ihrem evangelischen christlichen Glauben. Berüht hat uns ihre Geschichte vom Fliegerarlarm, die sie in einem Gottesdienst der Frauenhilfe vortrug. Beim Fliegerarlarm ist sie zu spät an den Luftschutzbunker gekommen, der war voll und sie wurde abgewiesen. Der Bunker wurde von Fliegerbomben getroffen, Helma Hildebrand blieb unverletzt, weil sie abgewiesen wurde. Solche Menschen bekommen einen anderen Blick auf das Leben und die göttliche Fügung und strahlen dies aus. Davon haben wir alle profitiert. Über den Verlust sind wir tieftraurig.
Frank-Michael Rich
für das Presbyterium

 

Pastor i. R. Helmut Blank

Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.
Josua 24,15

Die Evangelische Kirchengemeinde Wanheim
trauert um ihren

Am 2. Weihnachtsfeiertag 1958 wurde Helmut Blank in der Wanheimer Kirche ordiniert. Bis 1990 blieb er Pfarrer der Gemeinde. Besonders am Herzen lag ihm die Jugend. Ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden berichten von einem lebendigen Unterricht. In schönster Erinnerung sind seine Freizeiten in die Ramsau. Tiefen Eindruck haben seine Predigten hinterlassen. Helmut Blank hat sich auch als Fußballfreund, aufmerksamer Mitbürger im Stadtteil und als Mitbegründer eines Entwicklungshilfeprojekts in Nigeria einen Namen gemacht. Der örtliche Bürgerverein hat ihn für sein Engagement 1990 mit dem Wanheimer Taler geehrt.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand Helmut Blank ist zusammen mit seiner Frau Helga, die ihn in allen Dingen liebevoll unterstützt hat, seiner Wanheimer Gemeinde treu geblieben.
Die Wanheimer Kirchengemeinde und die örtliche Bürgerschaft werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Wanheim
Pfarrer Friedrich Brand

 

Predigt am 26. Dezember 2008 anlässlich des goldenen Ordinations-Jubiläums von Pfarrer Helmut Blank, Lukas 2,14

Eine besondere Feier steht am 2. Feiertag in Wanheim an: Helmut Blank begeht sein fünfzigjähriges Ordinationsjubiläum. Am 1. November 1958 hat er als Hilfsprediger seinen Dienst in Wanheim angetreten, am 2. Weihnachtstags ist er in der Wanheimer Kirche ordiniert worden.
Uns ist ein Kind geboren
Aus einer Predigt von Helmut Blank 1988

Ein Kind ist uns geboren. Deshalb feiern wir Weihnachten. Wir feiern seinen Geburtstag alle Jahre wieder, auch in diesem Jahr ist das nicht anders. Nur im Unterschied zu uns Menschen: Das Kind wird nicht älter. In unserem Bewusstsein bleibt es auch nach zweitausend Jahren noch das Kind, das Kind in der Krippe oder auch 'das Christkind'. Wir erlauben ihm nur ungern, erwachsen zu werden, schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Weihnachten ohne 'Christkind', das wäre kein Weihnachten mehr.
Vielleicht liegt es daran, dass in den Weihnachtstagen, viel mehr als sonst, unser Gemüt angesprochen ist, und ein Kind spricht nun mal unser Herz an. Kinder, kleine Kinder verkörpern noch ein Stück heiler, unverdorbener Welt. Kinder brauchen Schutz, weil sie hilflos, weil sie wehrlos sind. Und das wiederum macht uns wehrlos, wehrlos gegen unsere Gefühle, Gefühle, gegen die wir sonst im Leben ankämpfen, weil sie als Schwäche ausgelegt werden könnten. Weihnachten erlaubt uns, wehrlos zu sein, Gefühle zu zeigen.
Umso mehr, weil das Kind der Weihnacht über Generationen hinweg Kind bleibt. Es führt uns in die eigene Kindheit zurück. Die Lieder von seiner Geburt sangen schon die Eltern mit uns, als wir noch Kinder waren. Wenn wir seinen Baum schmücken, die Kerzen anzünden, werden Erinnerungen wach, die längst verschüttet waren, werden Saiten in uns zum Klingen gebracht, die sonst schweigen.
Sicher mögen wir das Christkind auch deshalb, weil es harmlos ist, harmlos und lieb. Was kann ein Kind uns tun? Wo kann ein Kind uns dreinreden? Und dann bringt es auch noch Geschenke.
Kein Wunder, das Christkind muss man einfach gern haben. Auch ich liebe das Christkind, das Kind, das mich selbst noch einmal Kind sein lässt, mich neben meine Kinder stellt, als sie klein waren, mich einfach kindlich froh sein lässt.
Aber ob Jesaja das gemeint hat, als er den Menschen, in denen und um die es dunkel geworden war, ansagte: 'Ein Kind ist uns geboren' ? (Jesaja 9,5) Ob Gott nur das niedliche, liebe Christkind gemeint hat, als sein Engel den Hirten sagte: 'Euch ist der Heiland geboren!'?
Wohl kaum! Der Prophet spricht von einem Kind, aber das ist nicht mehr niedlich. Wir brauchen uns nur seine Namen anzuschauen: 'Wunder-Rat' soll es heißen. Es weiß also Rat, wo andere ratlos sind. Es bringt Gottes Rat in unsere Welt. Und der ist wunderbar, der lässt uns staunen, so sehr, dass er für viele Menschen unannehmbar ist, weil da Dinge gesagt werden, die in unserer Gesellschaft unmöglich scheinen. 'Macht Schluss', wird zum Beispiel das Kind sagen, wenn es erwachsen ist, macht Schluss mit den Prestige- und Machtkämpfen untereinander. Der Größte unter euch sei euer Diener. Liebet einender. Achtet die Gaben, die Fähigkeiten des anderen. Lasst ihm als Mensch seine Würde, die ihm Gott gegeben hat. Gebt dem Hass keinen Raum in euren Herzen.
Ein Traum? Seit jener Weihnacht von Bethlehem ist das kein Traum mehr, auch wenn das Dunkel noch immer über unserer Welt lastet. Und doch hat die Herrschaft des Kindes längst begonnen. Sie ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Spuren seiner Herrschaft können wir jetzt schon entdecken: da, wo das Wunder der Versöhnung zwischen Menschen geschieht, wo Menschen, die sprachlos geworden sind, wieder miteinander zu sprechen beginnen. Das Kind der Weihnacht hat die Herrschaft angetreten in unserer Welt. Es lädt uns ein, seiner Spur zu folgen, seine Herrschaft für unser Leben anzunehmen. Es lädt uns ein, ihm zu vertrauen wie Kinder. Und da, wo wir die Einladung annehmen, kann unser Leben in Einklang kommen mit Gott, mit dem Mitmenschen, mit uns selbst.

 

Johanna Stadler

"Du warst so Vieles", so stand es auf der Todesanzeige:
"Eine liebende und sorgende Ehefrau, Mama und Oma.
Und auch Karnevalspräsidentin, Umweltaktivistin und Seelentrösterin für Viele.
Wir vermissen dich sehr."
Am 8. Januar ist Johanna Stadler gestorben. Ihren 83. Geburtstag hat sie noch zu Hause feiern können. An diesem Tag war sie richtig guter Dinge und voller Hoffnung, dass sie nun eine Weile ohne Krankenhaus auskommen könnte. Die Freude am Leben und die Liebe ihrem Mann, der sie dringend brauchte, hielt sie aufrecht.
Seit ihre beiden Kinder aus dem Haus waren, engagierte sie sich in der Gemeinde. Die Seite der Dahlienstraße mit den geraden Hausnummern war ihr Bezirk. Dort besuchte sie die Alten an ihren Geburtstagen, ging im Advent sammeln für die Diakonie und trug den Gemeindegruß aus. Als Pfarrer Okko Herlyn 1991 einen Altentreff neu belebte, suchte er dafür Mitarbeiterinnen. Johanna Stadler gehört seit der ersten Stunde zum Team, das Mittwoch für Mittwoch Kuchen backt, Kaffee kocht, für die Bewirtung sorgt und sich ein buntes Programm für die älteren Herrschaften überlegt. Da diese nicht ständig an ihr Alter erinnert werden möchten, bekam der Kreis den Namen "Mittwochstreff".
Nach dem Ausscheiden von Pfarrer Herlyn übernahm Johanna Stadler die Leitung und füllte dieses Amt auch mit achtzig Jahren noch voller Freude und Engagement aus. Ob als Karnevalspräsidentin oder Mitglied der Knevelshof-Tanzgarde, sie macht stets eine gute Figur. Emsig war sie auch darum bemüht, Kontakte zu pflegen. Regelmäßig gehen bis heute Besuche hin und her zum Seniorentreff Neumühl oder zur Holtener Frauenhilfe.
Äußerst wachsam nahm sie auch wahr, was im Stadtteil und in der Stadt passierte. Seit der Gründung gehörte sie der Wanheimer Bürgerinitiative gegen radioaktive Verseuchung an, die gegen die Ansiedlung der GNS in Wanheim protestierte.
Nach ihrem 80. Geburtstag musste sie sich aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr aus der aktiven Gemeindearbeit zurückziehen. In der Wanheimer Kirche, die sie zusammen mit ihrem Mann über den Freundeskreis lange Jahre unterstützt hat, fand die Trauerfeier für sie statt. Christa Stadler, die Tochter der Verstorbenen, sprach darin dieses Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz:

Glauben Sie, fragte man mich,
an ein Leben nach dem Tode?
Und ich antwortete: Ja.
Aber dann wusste ich keine Auskunft zu geben,
wie das aussehen sollte dort.
Ich wusste nur eins:
keine Hierarchie auf goldenen Stühlen sitzend,
kein Niedersturz verdammter Seelen.
Nur,
nur Liebe, freigewordene,
niemals aufgezehrte, mich überflutend.
Mehr also, fragen die Frager,
erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antworte:
Weniger nicht.

Erika Pedak

Im Alter von 83 Jahren verstarb am 27. Oktober 2013 unsere langjährige Gemeindehelferin Erika Pedak. Sie wurde am 19. März 1930 in Ostpreußen geboren und dort auch noch konfirmiert. Nach der Flucht wohnte die Familie in Bochum-Langendreer. Später besuchte sie die Bibelschule in Wuppertal und trat ihre ersten Stellen in Essen und Mülheim an. Von 1970 bis 1992 wirkte sie in Wanheim.
Unsere Gemeinde hat Frau Pedak außerordentlich viel zu verdanken. Nur stichwortartig ist es möglich, ihre vielen Aktivitäten und Initiativen aufzuzählen. Da ist der Kirchenchor, der Ehepaarkreis, der "Abend der Frau". Da sind die vielen Freizeiten, die Gemeindefeste oder Adventsfeiern. Da sind der Kindergottesdienst, die Kinder- und Jugendarbeit und der Konfirmandenunterricht. Die Arbeit im Presbyterium oder in den verschiedenen Ausschüssen. Da ist ihr sozial-diakonisches Engagement etwa in der damaligen Efeustraße oder später im Besuchsdienst. Da ist ihr seelsorgerliches Wirken bis hinein in menschliche Winkel, die von den Pastoren nicht immer erreicht werden. Die Aufzählung muss unvollständig bleiben.
In all den Jahren hat sich Frau Pedak ein überaus hohes Maß an Ansehen erworben, gerade weil sie darum nie gebuhlt hat. Das lag neben ihrem großen Engagement vor allem an ihrer zugewandten und menschenfreundlichen Art und ihrer natürlichen Frömmigkeit. Dazu gehörte, dass sie manchmal, wie man hier sagt, auch "ihren Kopf hatte". Im Streit war sie es allerdings meist, die den ersten Schritt zur Versöhnung tat. Ihr Christsein war im wahrsten Sinne des Wortes glaubwürdig. Bei ihrem Abschiedsgottesdienst wollte sie kein Menschenlob hören. Doch wir haben allen Anlass, Gott für dieses segensreiche Leben zu danken.

Okko Herlyn

 

Horst Ziemer

Horst Ziemer (Links) im Wahlvorstand bei der Presbyteriumswahl 1996 mit Christel Sablotny, Gisela Topolski, Klaus Tepelmann und Horst Sablotny.

 

 

 

 

 

 

 

Am Sonntag, den 18. Mai, ist in den frühen Morgenstunden der ehemalige Presbyter der Gemeinde, Horst Ziemer, gestorben. 1992 wurde Horst Ziemer in das Leitungsgremium gewählt. Er trat damit in die Fußstapfen seiner Mutter, die dem Presbyterium als eine der ersten Frauen angehört hatte.
In die Amtszeit von Horst Ziemer fiel der Abschied von Okko Herlyn und die Wahl des Nachfolgers. Kurz nach der Presbyteriumswahl 1996 legte Horst Ziemer sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder.
Mit Begeisterung verfolgte er die Konfirmanden-Fußballturniere im Juni des letzten Jahres und Ende Januar dieses Jahres. Seine Enkeltochter Maren gehörte beide Male zur Siegermannschaft.
Ein unvergessenes Erlebnis blieb für ihn der eigene Erfolg im Handball. 1965 wurde die
Wanheimer CVJM-Mannschaft deutscher Eichenkreuzmeister und erhielt eine Einladung zu einem Freundschaftsspiel gegen die dänischen Meistermannschaften aus Jütland und Seeland. Horst Ziemer machte als Mitglied der Wanheimer Meistermannschaft die legendäre Reise nach Dänemark mit.
Ende März dieses Jahres wurde eine schwere Erkrankung bei ihm diagnostiziert, an deren Folgen er sechs Wochen später verstarb. Horst Ziemer wurde 73 Jahre alt.

 

 

Helmut Lierhaus

Zu dem Bild: Helmut Lierhaus und Theo Ringel, zwei Männer, die sich verstehen

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Montag, den 5. Juli, ist Helmut Lierhaus nach schwerer Krankheit gestorben. Er hat von 1962 die Orgel in der Wanheimer Kirche gespielt. 29 Jahre stand er als Organist im Dienst der Gemeinde, so lange wie vor ihm und nach ihm bisher keiner.
Im Gemeindegruß April/Mai 1991 dankt ihm Erika Pedak mit diesen Worten:
"´Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte.` Dieses Wort aus Psalm 73 ist Herrn Lierhaus in seinem langen Leben wichtig geworden. Es hat ihn begleitet auch auf dem langen Weg in unserer Gemeinde. Er hat es musiziert und gesungen, und er hat es überzeugend getan. Er, der Mann, der 29 Jahre auf der Orgelbank gesessen hat. Wie viele Gottesdienste sind das? Wie viele Feste und Feiertage?
Er hat uns mit sicherer Hand durch die Liturgie geführt, war helfend da, wenn wir neue Lieder einsangen. Es machte uns Spaß, zu seinem Orgelspiel unsere geliebten Choräle zu singen. Und wie freute sich die Gemeinde an seinen abwechslungsreichen Vor- und Nachspielen. Viele waren ein wahrer Ohrenschmaus. Ihm sei von Herzen für seinen musikalischen Dienst gedankt. Er wird nun der Gemeinde auf seinem Platz auf der Orgelempore sehr fehlen."
Am Samstag, den 6. April 1991 wurde Helmut Lierhaus mit einem festlichen Gottesdienst verabschiedet. Er war auch nach der Pensionierung gern bereit, bei Beerdigungen und Trauungen zu spielen oder im Gottesdienst auszuhelfen. Sein Lebensschwerpunkt verlagerte sich mit der Zeit immer mehr in die schöne Gegend von Freiburg in der Nähe des Schwarzwaldes. Dort wohnt einer der beiden Söhne mit Frau und drei Kindern. Kurz nach seinem siebzigsten Geburtstag zogen er und seine Frau im Februar 2001 den Kindern und Enkeln nach. Hin und wieder kamen sie noch einmal nach Wanheim, so bei der Hundertjahr-Feier der Kirche im Jahr 2003, bei der auch das Foto unten entstanden ist.
Am Montag, den 19. Juli, hat die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung der Urne in Bahlingen stattgefunden.
Helmut Lierhaus hat nach wie vor in Wanheim viele Freunde, die um ihn trauern. Die Gemeinde wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Reinhild Dahmen

Unter den Geburtstagskindern im August wäre auch Reinhild Dahmen gewesen. Am 31. hätte sie ihr 78. Lebensjahr vollendet. Doch sie ist am 2. Mai nach langer und mit großer Tapferkeit ertragener Krankheit gestorben.

Reinhild Dahmen hat usammen mit ihrem Mann Kurt 23 Jahre den Küsterdienst in der Gemeinde versehen.
Sie war darüber hinaus viele Jahre ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv als Mitglied der Frauenhilfe, beim Legen und Verteilen des Gemeindegrußes, als Mitglied im Besuchsdienstkreis und als Diakonie-Sammlerin.
Ihr Konfirmationsspruch war das Leitwort für die Trauerfeier: "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat."
Vergessen werden auch die Gemeindemitglieder nicht, was sie Gutes für die Gemeinde getan hat. Unter großer Anteilnahme ist sie zu Grabe getragen worden.

 

Theo Ringel

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 5. September Theo Ringel. Er war einer der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, auf die eine Gemeinde nicht verzichten kann.
Nach der Pensionierung der Gemeindehelferin Erika Pedak im März 1993 nahm er sich in die Pflicht und kümmerte sich um den Ehepaarkreis, den Frau Pedak gemeinsam mit Pfarrer Wilfried Schlee zu Beginn der 70er Jahre ins Leben gerufen hatte. Der Kreis entwickelte sich zu einer festen Größe in der Gemeinde.
Bereits im Gemeindegruß für die Monate Juni/Juli 1993 war für Rückfragen die Telefonnummer von Theo Ringel angegeben. Er wollte als tatkräftiger Mitarbeiter gesehen werden. In den Folgejahren wurde aus dem "Kümmerer" ein verlässlicher Leiter des Kreises.
Nach der gemeinsamen Planung im Januar eines jeden Jahres sorgte er gemeinsam mit seiner Frau Dele für die Umsetzung des Programms. Er nahm Kontakte zu gewünschten Referenten auf und leistete die Vorarbeit für die Aktivitäten außerhalb der Gemeinde.
Besichtigungen, kulturelle Veranstaltungen und Ausflüge erforderten viele Telefonate und Terminabsprachen. Hinzu kamen Erinnerungen an die "Termin-Vergesslichen".
Unvergessen bleiben für alle aus dem Kreis die gemütlichen Abende, an denen er mit seiner Frau theaterreif für Heiterkeit sorgte. Die besinnlichen Stunden zur Adventszeit in dem unter Mithilfe von Ute Götsch geschmückten Domcafe´ rundeten das Jahresprogramm ab.
Wir denken gern an die dreizehn Jahre mit ihm zurück. Er wird in Gesprächen immer wieder unter uns sein.

Hans Rohrbach

Ernst Dohmen
Vermisstenschicksal nach 59 Jahren geklärt

Ernst Dohmen, geboren am 9. September 1925 in Wanheim und Bruder von Heinz Dohmen und Trude Rohrbach, galt seit März 1945 als vermisst. Am 15. März 1945 schrieb er an die in Thüringen evakuierte Mutter und Schwester, dass er sich nun in einem Barackenlager im Raum Fürstenwalde (östlich von Berlin) befinde und auf den Einsatzbefehl in östlicher Richtung wartete; dies war seine letzte Nachricht.
Umfangreiche Suchmeldungen der Eltern nach Kriegsende führten zu keiner weiteren Aufklärung.
Im April 2004 erhielt Heinz Dohmen eine Mitteilung des Deutschen Roten Kreuzes, dass auf Grund der FamilienSuchmeldung aus den 50er Jahren das Schicksal des Verschollenen nun aufgeklärt werden konnte. Eine Sterbefallanzeige war dem Schreiben beigefügt. Als Todestag war der Zeitraum Mitte bis Ende März 1945 bei Kuhbrücke in der Provinz Brandenburg angegeben.
Weiterer Schriftverkehr mit den zuständigen Behörden gab genaue Auskünfte: Am 9. September 2002, es wäre sein 77. Geburtstag gewesen, konnte ein Bestatter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Überreste von Ernst Dohmen aus einem Feldgrab am Oderdamm bergen und auf den Soldatenfriedhof in Lietzen überführen.
In der letzten Oktoberwoche dieses Jahres besuchten Bruder und Schwester des Verstorbenen mit ihren Ehepartnern den Friedhof und auch den Fundort am Oderdamm. Ein Mitarbeiter des Volksbundes begleitete sie. Dank der umfangreichen Arbeit des VDK ist der Friedhof in einem gepflegten und guten Zustand, ein beruhigendes Gefühl für die Angehörigen.
Hans Rohrbach

Heinrich Hildebrand

Heinrich Hildebrand hat ihn gerade noch fertig bekommen: Den vierten und letzten Band seiner Wanheimer Heimatgeschichte.
Nach seiner Pensionierung hat Heinrich Hildebrand 1987 mit der Erforschung der Heimatgeschichte begonnen. Schnell türmte sich vor ihm ein Berg von alten Belegen und Unterlagen auf. In drei Bänden mit insgesamt über 1300 Seiten brachte er eine umfassende Darstellung der Wanheimer Geschichte heraus.

Einen eigenen vierten Band sah er vor für die Geschichte Schule und der beiden Wanheimer Kirchen. Mit dem Gefühl, dass die Kraft irgendwann einmal aufgezehrt sein könnte, arbeitete er sich unermüdlich voran. Noch vom Krankenbett aus gab er letzte Anweisungen für die Fertigstellung, bis sein treuer Mitarbeiter Wilfried Hucks ihm schließlich sagen konnte: "Es ist vollbracht. Der Band ist in Druck."
Heinrich Hildebrand hat damit sein Lebenswerk vollendet. Er ist am 2. November gestorben und sechs Tage später unter großer Anteilnahme der Gemeinde beigesetzt worden. Der gesamte Stadtteil ist ihm zu großem Dank verpflichtet.
Am Dienstag, den 14. Dezember, wird das Buch um 19 Uhr im Bürgertreff der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist dann bei Wilfried Hucks und in der Buchhandlung "Was ihr wollt" in Buchholz zum Preis von 20 € erhältlich.

 

Tilla Kaufmann Alt werden kann schön sein

Ungefähr fünfhundertfünfzig Personen in der Gemeinde Wanheim sind siebzig Jahre und älter. Eine ist am 1. Mai hundert geworden: Tilla Kaufmann. In bester Stimmung und guter Verfassung nahm sie die Glückwünsche der zahlreichen Gratulanten entgegen.

Der Männergesangverein Thyssen-Wanheim brachte ihr ein Geburtstagsständchen dar. Auch die Mitbewohner und Pflegerinnen im Christopherusheim hatten ihre Freude daran. Es ist nicht auszuschließen, dass Tilla beim nächsten Wanheimer Volksfest wieder dabei ist und sogar ein Tänzchen riskiert. Den Segen der Wanheimer hat sie.

 

 

Leon Jessel

Leon Jessel und Leni Steinancher

Stolpersteine in Wanheim

Am Montag, den 23. Mai, werden um 15 Uhr auf der Wanheimer Straße drei "Stolpersteine" verlegt zum Gedenken an Arnold, Martha und Ruth Jessel.
Arnold Jessel, 1885 geboren, eröffnete 1912 zusammen mit seiner Frau Martha Jessel ein Bekleidungsgeschäft in Wanheim. Seit 1919 war das Geschäft an der Wanheimer Straße 648 ansässig.
Das "Haus Jessel" galt in Wanheim als gute Adresse. Jessel war auch Mitglied mehrerer Vereine. Nach der Machtübernahme durch die Nazis und den von ihnen erlassenen anti-jüdischen Gesetzen mussten die Vereine alle Juden ausschließen. Der Wanheimer Turnverein hat daraufhin die Namen der Jessel-Kinder Ruth und Leon gelöscht, ihnen jedoch die weitere Teilnahme an den Übungsstunden ermöglicht.
Nationalsozialisten aus Hüttenheim verwüsteten in der Nacht vom 19. auf den 20. November 1935 die Geschäftsräume des Hauses Jessel. Die Eheleute Jessel flohen mit ihrer Tochter zu Verwandten nach Kaiserswerth. Leon gelang es im Februar 1939, nach mehreren Verhaftungen und einer Inhaftierung im KZ Buchenwald Deutschland zu verlassen.
Das "Haus Jessel" in Wanheim übernahm 1936 ein nicht-jüdischer Geschäftsmann und eröffnete es neu als "Fritz Hellweg Kaufhaus".
Ruth Jessel wurde 1942 nach Lublin deportiert. Dort sperrten SS-Leute sie in einer Holzbaracke ein, um alle dort eingeschlossenen Menschen mit der Baracke zu verbrennen. Ruth war 31 Jahre alt, als Nazi-Verbrecher sie ermordeten.
Arnold und Martha Jessel wurden am 25. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt und von dort am 15. Mai 1944 nach Auschwitz gebracht, wo sie das Schicksal von 2.500.000 Menschen in Auschwitz teilten: Sie wurden wie ihre Tochter ermordet.
(Die Angaben sind dem 3. Band der Heimatgeschichte von Heinrich Hildebrand entnommen. Der Bericht, zu finden auf den Seiten 544 bis 549 folgt hier im Wortlaut.)

Das Schicksal der jüdischen Familie Jessel

Die heute über 70-jährigen in Wanheim geborenen und zumindest bis zum ende des Zweiten Weltkriegs dort verbliebenen Bürger werden sich noch, je nach Alter mehr oder weniger intensiv, an das Bekleidungsgeschäft des Juden Arnold Jessel erinnern. Es dürfte ihnen auch bekannt sein, dass Arnold Jessel, seine Ehefrau Martha und seine Tochter Ruth in Vernichtungslagern der SS den Tod gefunden haben.
Über die historischen Entwicklungen, die diesem Geschehen vorausgingen, möge man sich in der einschlägigen Literatur, z.B. der von Dr. von Roden verfassten "Geschichte der Duisburger Juden" informieren. Wir beschränken uns hier auf die Darstellung einiger darin beschriebener Vorgänge, die zeigen sollen, wie sich nach der "Machtübernahme" der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 auch in Duisburg das Verhältnis der Bevölkerung zu den Juden schlagartig veränderte. Wie v. Roden schrieb, begann das rücksichtslose und brutale Vorgehen gegen die Duisburger Juden, soweit den Quellen zu entnehmen war, am 22. Februar 1933.
Im Laufe des gesamten Jahres 1933 kam es in Duisburg immer wieder zu Übergriffen gegen jüdische Geschäftsleute und Persönlichkeiten, die zumeist von der Polizei bagatellisiert oder falsch dargestellt und juristisch nicht geahndet wurden.
Am 31. März 1933 nahm der Rat der Stadt folgenden Dringlichkeitsantrag der Fraktion der NSDAP an:
Die Stadtverwaltung wird ersucht, ab heute ihren Beamten, Angestellten und Arbeitern unter Androhung der Entlassung bzw. des Disziplinarverfahrens zu untersagen, in jüdischen Geschäften bis auf weiteres Einkäufe zu tätigen oder jüdische Rechtsanwälte und Ärzte in Anspruch zu nehmen.
Wenn auch die gesetzlichen Bestimmungen z. Zt. eine Handhabe im Sinne des Antrages nicht geben, so erachte ich es doch für selbstverständlich, daß die Beamten-, Angestellten-, Arbeiter- und Lehrerschaft den Abwehrkampf der Reichsregierung gegen die ausländische Greuelhetze im Sinne des Antrages unterstützt. Diese Verfügung ist sofort sämtlichen Beamten, Angestellten, Arbeitern und Lehrern bekanntzugeben.
Der Oberbürgermeister

Die den Rat nach gewaltsamer Verdrängung der KPD-Ratsherren beherrschende NSDAP/DNVP-Fraktion hatte demnach bereits im März 1933 die Macht, einen Mehrheitsbeschluss durchzusetzen, für den eine gesetzliche Handhabe überhaupt nicht bestand. Der damalige (Noch-) Oberbürgermeister Karl Jarres wie auch die sich der Stimme enthaltende Zentrumsfraktion konnten die Annahme dieses Beschlusses nicht verhindern.
Diese in ähnlicher Form im gesamten Reichsgebiet eingeführte Verfügung wurde im September 1933 wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft zwar wieder außer Kraft gesetzt, im September 1935 - nach Festigung des nationalsozialistischen Regimes -jedoch endgültig zur rigorosen Durchführung gebracht. Am 8. September 1935 versandte die Kreisleitung der Duisburger NSDAP an ihre Ortsgruppen ein Verzeichnis aller in Duisburg bestehenden jüdischen Geschäfte, das u.a. folgende Eintragung enthielt "Jessel, Arnold, Kurz-Weiß-Wollwaren, Ehinger Straße 248".
Einen der "legalen" Rahmen zur Diskriminierung der Juden in Deutschland bildeten die berüchtigten "Nürnberger Gesetze", die anlässlich des "Reichsparteitags der Freiheit" am 15. September 1935 vom nach Nürnberg einberufenen Reichstag angenommen wurden. Von da an waren die Juden das "Freiwild" der Öffentlichkeit.


Die Familie Jessel

Die folgenden Ausführungen stellen eine Zusammenfassung dar der Angaben
- in der "Geschichte der Duisburger Juden" von Günter von Roden
- des Archivs der Stadt Duisburg,
- von Herrn Leon Jessel aus Walsall, England,
- von Herrn Friedhelm Hütten, USA,
- und von älteren Wanheimer Bürgerinnen und Bürgern.

Arnold Jessel wurde am 9. Februar 1885 in Weilburg geboren. 1903 und 1909 hat er sich vorübergehend in Duisburg und in Wanheim aufgehalten. Nach seiner Vermählung mit Martha Wolf, geb. am 12. Mai 1885 in Kaiserswerth, eröffnete er 1912 in Wanheim, Ehinger Straße 358, ein Herrenbekleidungs- und Manufakturwarengeschäft. (Das in-zwischen abgerissene Haus stand auf der Westseite der Ehinger Straße etwa gegenüber der Mitte der Häuserzeile zwischen dem Wanheimer Hochbunker und der Ecke Ehinger Straße/Steinbrinkstraße.)
1919 verlegte er sein Geschäft in das Haus "Ehinger Straße 248" (1990: Wanheimer Straße 648), in dem die Familie bis zur gewaltsamen Zerstörung der Geschäftsräume im November 1935 wohnte. Das Duisburger Adressbuch des Jahres 1937 enthält jedoch noch folgende Eintragungen:
Im Namensverzeichnis: "Arnold Jessel, Manufakturwaren, Ehinger Straße 248"; im Straßenverzeichnis: "Ehinger Straße 248, Fritz Hell-weg, Kaufhaus". Die Angaben im Namensverzeichnis sind nachweis-lich falsch, die im Straßenverzeichnis sind nachweislich richtig. Fritz Hellweg hatte 1936 Geschäftsräume und -brauche im Hause Ehinger Straße 248 übernommen.

Das Ehepaar Jessel hatte drei Kinder:
Ruth, geb. 17. November 1911 in Düren,
Edith, geb. 3. Oktober 1913 in Wanheim,
gest. 20. Mai 1917, beerdigt in Kaiserswerth, Leon(hard), geb. 25. Juni 1918 in Wanheim.

Arnold Jessel hat von 1915 bis 1918 als deutscher Soldat am Ersten Weltkrieg teilgenommen.
Im Urteil der älteren Wanheimer Bürger war das "Haus Jessel" gut angesehen. Alle Befragten stimmten darin überein, dass Arnold Jessel sich alljährlich durch Kleider- und sonstige freiwillige Sachspenden an Bedürftige oder an Schulen und Kindergärten besonders hervorgetan hat. Jessel war auch Mitglied mehrerer Vereine. 1933 mussten jedoch alle Mitgliedschaften aufgelöst werden. Im Mitgliederverzeichnis des MGV "Sängerbund" 1871 Wanheim ist der Name Jessel bis einschl. 1932 enthalten. Johann Hütten vom TV 1900 Wanheim berichtete, dass auch der Turnverein zur Aufhebung der Mitgliedschaft aufgefordert worden war. Der Verein habe daraufhin zwar die Namenseintragung gelöscht, den Kindern Ruth und Leon aber die weitere praktische Teilnahme an den Übungen so lange, wie es ging, ermöglicht. Leon Jessel hat diese Angaben am 15. Mai 1990 anlässlich seines Besuchs in Wanheim bestätigt.
Die ersten Belästigungen der Familie setzten schon kurz nach dem 30. Januar 1933 ein. Sie waren u.a. dadurch gekennzeichnet, dass uniformierte Mitglieder der NSDAP sich in provozierender Weise in der Nähe des Geschäfts aufhielten und Geschäftsbesucher fotografierten.
Es wird ebenfalls berichtet, dass auch Wanheimer Bürger bereits 1933 Arnold Jessel ihre Freundschaft aufgekündigt haben. Der 14jährige Sohn Leon wurde am 1. April 1933 erstmals verhaftet. Nach seinen Angaben sind die Geschäftsräume seiner Eltern in der Nacht vom 19. auf den 20. November 1935 (der 20. November war Buß- und Bettag) verwüstet worden. Nach unseren Untersuchungen hat keine der damals in Duisburg erscheinenden Zeitungen über diesen Vorfall berichtet. Nach übereinstimmenden Angaben von Herrn Leon Jessel und Wanheimer Bürgern sollen Nationalsozialisten aus Hüttenheim an der Zerstörung der Geschäftsräume beteiligt gewesen sein.
Unmittelbar nach diesem Vorfall hat sich das Ehepaar Jessel mit Tochter Ruth zu den Eltern von Frau Jessel nach Kaiserswerth begeben, von wo sie jedoch nach Duisburg zurückkehren mussten, weil Juden ihren Wohnort nicht verlassen durften. Bis 1939 wohnten sie in Duisburg, Lippestr. 18. Das Duisburger Adressbuch von 1939 enthält dazu folgenden Vermerk: "Jessel, Arnold Israel, Lippestr. 18". (Die Nationalsozialisten hatten die männlichen Juden mit dem Zusatz "Israel", die weiblichen mit dem Zusatz "Sara" zu ihrem Vornamen besonders gekennzeichnet.) Eine in diesem Haus auf derselben Etage wohnende Duisburgerin berichtete in einem Schreiben an das Archiv der Stadt, dass das Ehepaar Jessel zuweilen nachts das Haus verlassen hat: offensichtlich aus Angst vor weiteren Belästigungen. Dazu könnten glaubhafte Überlieferungen aus Wanheim passen, die davon berichten, dass Herr Jessel im Schutz der Dunkelheit ehemalige und ihm zuverlässig erscheinende Wanheimer Kunden aufgesucht hat, um ihnen Restbestände aus seinem Geschäft zum Kauf anzubieten. Auf diese Weise hat z.B. Frau Elisabeth Hucks 1935 oder 1936 Wäsche für die Aussteuer ihrer Tochter Martha erworben.
1939 musste die Familie Jessel in das einem Juden gehörende Haus Güntherstraße 12 in Duisburg umziehen, das nur von Juden bewohnt war. Der heute in den USA lebende Friedhelm Hütten erinnert sich daran, dass er als Schüler gemeinsam mit seinem Vater, Hermann Hütten, Wanheim, Friemersheimer Straße 33, nachts mit einem Handwagen zur Güntherstraße gegangen ist, um Wertsachen der Familie Jessel nach Wanheim zu holen und in seinem Elternhaus zu verbergen. In dem "Judenhaus" an der Güntherstraße sollen wegen der großen Zahl der dort Untergebrachten beklagenswerte Wohnverhältnisse geherrscht haben. Die letzte Duisburger Wohnung der Familie Jessel befand sich in Meiderich, Baustraße 34/36.
Arnold Jessel ist ah 1939 zur Zwangsarbeit in Duisburg gezwungen worden. Mehrere Wanheimer berichten übereinstimmend, ihn in Arbeitskolonnen des Straßenbaus gesehen und gegrüßt zu haben. Herr Jessel bat jedoch, auf den Gruß zu verzichten und unauffällig weiterzugehen. Ähnliches wird auch von Frau Jessel und ihren zufälligen Begegnungen mit alten Bekannten aus Wanheim berichtet. Seit September 1941 mussten die Juden den sog. "Judenstern" tragen. Wanheimer haben dieses Kennzeichen auch an der Kleidung der Eheleute Jessel gesehen.
Ruth Jessel hat sich 1941 von Duisburg nach Mainz umgemeldet und dort einen Juden namens Waldmann geheiratet.
Leon Jessel wurde, wie bereits erwähnt, erstmals am 1. April 1933 verhaftet. Er ging 1935 nach Frankfurt, uni in einem der Familie bekannten Unternehmen eine Lehre im Ledergewerbe anzutreten. 1938 wurde er dort wiederum verhaftet und im November in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Von dort bat er Ende 1938 seine Mutter um die Zusendung von 20,- Mark und einer alten Decke. Zu je-ner Zeit waren dort ca. 13.000 Juden und 10.000 Deutsche inhaftiert. Wie Leon Jessel 1990 in Wanheim berichtete, hat ihm die im TV 1900 Wanheim erworbene physische Leistungsfähigkeit das Ertragen der unmenschlichen Haftbedingungen wesentlich erleichtert. Im Januar 1939 erlangte er die Freiheit wieder, weil sich ein ihm unbekanntes englisches Ehepaar bereit erklärt hatte, einen jungen deutschen Juden aufzunehmen. Mit einem am 27. Januar 1939 in Offenbach auf den Namen "Leonhard Israel Jessel" ausgestellten und mit einem großen roten "J" (für "Jude") besonders gekennzeichneten Reisepass konnte er Ende Februar 1939 Deutschland verlassen. Zwischen seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager und seiner Ausreise war er in Offenbach noch ca. 15mal vorübergehend inhaftiert worden. Sein persönliches Martyrium, das in Buchenwald schmerzliche Höhepunkte erreicht hatte, ging mit seiner Ausreise zu Ende, das Leid über den gewaltsam herbeigeführten Verlust aller Familienangehörigen stand ihm jedoch noch bevor.
Auf der Rückseite der Karte hatte Leon Jessel seiner Mutter folgendes mitgeteilt: Liebe Mutti, ich sitze hier ein, und mir geht es gut. Ich habe vorläufig Postsperre. Anfragen an die Kommandantur sind zwecklos. Schicke mir bitte 20,-, denn Geldsendungen durch Postanweisung sind zulässig. Beachte bitte Ne.. & Block. Sende mir ebenfalls 1 alte Decke und 1 Paar derbe Stiefel. Füge jedoch keinen Brief bei. Herzliche Grüße Dein Sohn Leon

Das Schicksal von Ruth Jessel erfüllte sich bereits am 30. September 1942. Gemeinsam mit andern nach Polen deportierten Juden sperrte man sie in Piaski/Lublin in einer Holzbaracke ein, die anschließend angezündet und mit allen darin eingeschlossenen Menschen eingeäschert wurde.
Arnold und Martha Jessel wurden am 25. Juli 1942 von Duisburg aus nach Theresienstadt in Böhmen und von dort am 15. Mai 1944 nach Auschwitz in Polen gebracht, wo sie die "Endlösung" erwartete. Als Todesdatum wird der 1. November 1944 genannt, doch gibt es dafür keinen Beleg.
Leon Jessel hat im Juli 1945 die Familie Hütten in Wanheim aufgesucht und in Kaiserswerth den Familienbesitz beansprucht. Zum Dank für ihre Hilfsbereitschaft unterstützte er anschließend die Familie Hütten mehrfach durch Paketsendungen. Leon Jessel hat in England eine neue Heimat gefunden und dort eine Lederwarenfabrik gegründet, die inzwischen von seinem Sohn geleitet wird.
Leon Jessel verbrachte Mitte Mai 1990 auf Einladung des Duisburger Oberbürgermeisters Krings mehrere Tage in Duisburg. Am 15. Mai 1990 folgte er freundlicherweise einer Einladung des Heimat- und Bürgervereins Wanheim-Angerhausen e.V zu einem Gespräch in der Wohnung des Vorsitzenden Wilfried Hucks. An diesem Treffen haben auch mehrere ältere Wanheimer Bürger und der Verfasser teilgenommen. Es war ein zeitweise schwieriges Gespräch, das jedoch sowohl von Leon Jessel als auch von den übrigen Teilnehmern übereinstimmend als notwendig und nützlich eingeschätzt wurde. Herr Jessel äußerte sich dahingehend, dass Wanheimer Bürger der Familie Jessel zu keiner Zeit Schaden zugefügt hätten und erklärte sich gleichzeitig zur uneingeschränkten Mitarbeit an diesem Bericht bereit. Dafür sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt.
Nach unserer derzeitigen Kenntnis waren der Arbeiter Hermann Hütten und sein noch schulpflichtiger Sohn Friedhelm die einzigen Wanheimer Bürger, die unter Missachtung der für sie selbst damit verbundenen Gefahren der in größter Not geratenen Familie Jessel praktische Hilfe geleistet haben.