Gottesdienst

Kirche Wanheim
Beginn: 9.45 Uhr
Anschließend Domcafé

 

 

 

Gemeindehaus
Beim Knevelshof
Beginn: 11.15 Uhr
Anschließend Café Knevelshof

 

Gottesdiensttermine

Datum

Uhrzeit

 

Ort

16.4.
9.45 Uhr

J. Muthmann

Kirche
   
       
   

Leitartikel: 80 Meter bis zur Geburt Jesu - Teil 1

Unter den vielen Krippen, die ich in meinem Leben gesehen habe, fasziniert mich eine ganz besonders: "Die Große Krippe" des Künstlers Martin Burchard. Ich habe sie auf der Weltausstellung Reformation 2017 in Wittenberg gesehen.
Sie ist ca. 80 Meter lang und besteht aus über 2.000 Kanthölzern; für jedes Jahr seit der Geburt Jesu eins. So wird die Krippe zu einem Zeitstrahl über 2022 Jahre. Du stehst im Hier und Jetzt und stehst nur 80 Meter von der Geburt Jesu entfernt. Was sonst auseinanderfällt, auf einmal rückt es zusammen. 80m von der Geburt Jesu entfernt. Das erlebten doch nur die Hirten, als sie zur Krippe gingen. Wie die sich wohl gefühlt haben, als sie nur noch 80 Meter von dem Heiland der Welt entfernt waren und den Stall sahen? Diese Krippe macht mich zum mitgehenden Hirten.
Ich bin neugierig und gehe los. 80 Meter. Die sind überschaubar. Kommen Sie doch mit. Man "besichtigt" diese Krippe besser zu zweit. So bewegend ist sie.

Wir starten bei 2022. Heute. Komm, wir gehen in die Hocke. Wir blicken durch gut 2000 Krippenstäbe. Es liegt viel Zeit zwischen der Geburt Jesu und uns heute. Und doch ist sie nicht endlos. Guck mal, da hinten, 80 m entfernt, ist das Ende - nein, der Anfang in Sicht. Die Geburt Jesu - auf einmal ist sie in Sichtweite. Das macht Lust, loszugehen. Eine Tafel entlang der Krippe zeigt uns wichtige Ereignisse und Jahre.

Wir gehen ein paar Schritte und merken: auch unsere Lebenszeit kommt in der Krippe vor. Bleib mal stehen. Wir stehen im Bereich unserer Jugendjahre. Was für mich gefühlt weit auseinanderfällt, hier ist es ein Katzensprung. Es gehört zusammen, unsere Jugend und das Heute.
Wir gehen weiter. An meinem Geburtsjahr bleibe ich stehen und berühre das Kantholz für mein Geburtsjahr. Wo ist deins? Mein Gott, unsere Geburt, die war ja eben erst. Unser Leben "rückt zusammen" zu einem Augenblick.
Guck mal nach rechts und links auf den Anfang und das Ende der Krippe. Wow, unser Leben, auf einmal ist es eingeordnet in einen großen Zusammenhang. Jetzt ist es sichtbar. Wir sind Teil der Welt- und Krippengeschichte. Siehst du es auch? Unser Leben ist auch ein Beitrag dazu, wenigstens ein paar Kanthölzer lang. Ist das übertrieben? Ich finde nicht. So ist es doch. Wir sehen es genau. Auch wir tragen zum Ganzen bei. Unser Leben - hier wird es zu einem Teil der Weltgeschichte und der "Krippengeschichte", der Geschichte Gottes mit uns.
Weißt Du, was mir gerade durch den Kopf geht? Wie viele Milliarden Menschen stehen eigentlich mit uns an dieser Krippe - heute und durch die beiden Jahrtausende hindurch.
Wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt ein wichtiges Thema unserer Tage ist - die Krippe macht Zusammengehören und Zusammenhalt auf ungeahnte Weise erfahrbar. - Ist das göttliche Weisheit, wie sehr alles in ihm zusammengehört?

Wir gehen weiter. Was machst Du denn da? Was jede/r hier über kurz oder lang tut: Wir beugen unsere Köpfe in die Krippe. Wie Ochs und Esel beim Fressen. Ich muss lachen. Eine Frau in der Nähe scheint unsere Gedanken zu erraten. Sie lacht uns an. Überhaupt fühlt man sich mit den anderen hier an der Krippe verbunden - verbunden auch mit denen, die vor uns gelebt haben und an ihren Jahreskanthölzern jetzt auch an der Krippe stehen. Eine Krippe ist ein Futtertrog. Ernähren wir uns und leben wir alle von dem Gleichen? Diese Krippe scheint das nahezulegen. Und sie behauptet, das hat was mit Gott zu tun. - Wir müssen darüber nochmal nachdenken.

Ein Kind überholt uns und läuft die Krippe entlang. Komm, wir gehen hinterher. Sorglos läuft es die Weltgeschichte entlang. Wir sind im Bereich der Weltkriege. Ein seltsames Gefühl beschleicht mich. mich. Als stünde ich unter denen, die damals gelebt haben. Das Kind springt und hüpft. Wenn es wüsste, was hier los war. - Ich schaue die Kanthölzer an. Was habt ihr damals nur gemacht? Ich schaue zu den Kanthölzern unserer Jahre hinüber. Was meinst Du? Sind wir heute schlauer? - Lass uns später darüber reden. Besser keine schnelle Antwort. Bin gerade sensibel gegenüber Überheblichkeit.

Bei Kantholz 1934 steht: "Barmer Theologische Erklärung gegen die deutschchristliche Naziideologie." Respekt. So wichtig kann ein Kantholz in einer 80 Meter langen Krippe sein. Haben wir doch gesagt: auch unser "Lebenskantholz" ist wichtig und soll es sein. Siehe oben. Aber, wie sind die 1934 in Barmen wichtig geworden? Die haben in die Krippe geschaut, und nicht bloß nach rechts und links auf das, was man und Mensch so denkt. Der Blick in die Krippe hat ihre Seele erbaut. Ihre Gedanken geordnet. Ihren Geist richtig ausgerichtet. Das hat auch was mit Gott in der Krippe zu tun.

Oh, ich weiß, wir müssen weiter. Wir gehen auf Weihnachten zu. Es ist ja nicht zu übersehen. Guck, da vorne ist es. Die Distanz wird mit jedem Schritt kleiner. Ich bin gespannt. Wie geht es unterwegs weiter? Unbedingt möchte ich ganz vorne einen Blick in die Krippe werfen.

Herzliche Einladung zu TEIL 2: Im Gottesdienst am 2. Weihnachtstag setzen wir unseren Gang entlang der Krippe fort. Gerne mit Dir.
2. Weihnachtstag, 10 Uhr Gnadenkirche, Musikalischer Gottesdienst

Rolf Seeger